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Zwei Originalversionen der 2. Auflage von Ende der 1990er-Jahre gingen an die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und an das Deutsche Versicherungsmuseum in Gotha. Ein weiterer wird im Historischen Archiv von Munich Re verwahrt.
Topics Online sprach mit Andreas Siebert, langjähriger Projektleiter des Naturgefahren-Bewertungstools „NATHAN“ und jetzt Senior Expert Geospatial Solutions, mit Jürgen Schimetschek, Geo Risks Manager bei Munich Re und mit Christof Reinert, Leiter von Risk Management Partners.
Was verbindet den damaligen Globus der Naturgefahren mit unseren heutigen digitalen Risikomanagement-Tools?
Jürgen Schimetschek: Die Gemeinsamkeit ist, dass alles auf dem enormen Naturkatastrophen-Know-how von Munich Re basiert. Dieses Wissen ist eine wichtige Grundlage nicht nur für das Underwriting in der traditionellen Rückversicherung, sondern auch für komplexe digitale Risikomanagement-Tools für neue Kundengruppen im Finanzsektor und in der Industrie. Mit unseren „Location Risk Intelligence“-Lösungen können Investoren, Industrieunternehmen und Banken aktuelle Risiken durch Naturgefahren und künftige Risiken durch den Klimawandel auf ihr Geschäft bewerten und Vorsorge treffen.
Was steckt dahinter?
Schimetschek: Basierend auf extremen Datenmengen, Risiko- und Klimamodellen lassen sich damit Risiken für ganz konkrete Standorte oder auch für komplette Portefeuilles bewerten. Was früher der Zeigefinger auf dem Globus auf einer farbig markierten Zone für Wirbelstürme war, ist heute eine sehr präzise Bewertung meines Standortes. Und wir blicken nicht nur auf die jetzigen Risiken, indem wir historische Daten verwenden. Sondern auch auf künftige Entwicklungen, die sich durch den fortschreitenden Klimawandel ergeben. Dafür binden wir komplexe Klimamodelle mit ein, die auf international verwendeten Szenarien für Treibhausgasemissionen basieren, den so genannten RCP-Szenarien.
Für welche Kundengruppen ist das wichtig?
Christof Reinert: Besonders da, wo es um langfristige Dinge geht, etwa Standort- oder Lieferkettenentscheidungen von Industrieunternehmen. Oder für den Finanzsektor mit langfristigen Anlageentscheidungen oder lang laufenden Kreditportfeuilles. Lösungen wie unsere Climate Change Edition ermöglichen Banken, Klimarisiken ihrer Vermögenswerte oder Verbindlichkeiten standortspezifisch zu bewerten, beispielsweise Auswirkungen auf Extremtemperaturen, Extremniederschlag, Dürren, tropische Wirbelstürme oder Waldbrände bis zum Jahr 2100. Inzwischen können wir unsere Lösungen als Software-as-a-Service so anbieten, dass sie direkt in die IT-Landschaft der Kunden eingebunden werden können. Im Kern ermöglichen die Tools unseren Kunden, Risiken besser zu erkennen, zu bewerten und zu managen.
Nochmal zum „Globus der Naturgefahren“: Was war an ihm besonders?
Andreas Siebert: Munich Re war Vorreiter bei der Analyse von globalen Naturgefahren und -katastrophen aller Art und der Rolle des Klimawandels bei Wetterkatastrophen. Schon Anfang der 70er-Jahre wurde dafür eine eigene Abteilung gegründet. 1978 entstand eine „Weltkarte der Naturgefahren“, gut ein Jahrzehnt später wurde dieses geballte Naturkatastrophen-Wissen auf Globen gebannt. Für das Risikomanagement eignete sich das natürlich noch nicht so recht. Es war eher eine Marketing-Maßnahme.
Und was kam dann?
Siebert: Es folgte eine CD-Version, immer noch recht statisch. Die spätere DVD-Version ermöglichte dann Mitte der 2000er-Jahre bereits digitale Risikobewertungen mittels Karten auf der ganzen Welt. Diese Ausgabe war viele Jahre ein wichtiges Arbeitsmittel in der globalen Sachversicherung und mit einer Auflage von 80.000 Exemplaren die auflagenstärkste Veröffentlichung in der Munich Re Geschichte. Daraus entstand 2011 das NATHAN-Tool zur Online-Bewertung von Einzelrisiken, aber auch ganzer Portfolios. Es war wie ein Blick weit in die Vergangenheit, als ich beim Aufräumen unseres Archivs unlängst die letzten alten Globen entdeckte, noch originalverpackt.