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Waldbrände - Ursachen, Schäden und Folgen
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    Ein komplexes Zusammenspiel von anthropogenen und natürlichen Faktoren machen Wildfire zu einer schwer zu greifenden Gefahr. Auch wenn sich Gefährdungszonen gut bestimmen lassen, können Brände an unerwarteten Orten große Schäden hinterlassen.

    Der englische Begriff Wildfire beschreibt Feuer, die in einem ländlichen, dünn besiedelten oder weitgehend unerschlossenen Gebiet auftreten. Diese Naturgefahr ist in vielen Regionen der Welt Bestandteil von Ökosystemen. Oft bleiben die Flammen in sicherer Entfernung von Siedlungsflächen. Bei Trockenheit und starken Winden können die Brände aber auch bis in dicht besiedelte Gebiete vordringen und hohe Sachschäden verursachen. Gebäude werden durch die Strahlungshitze, den Kontakt mit den Flammen oder durch Funkenflug entzündet. Neben den Schäden durch die direkte Einwirkung des Feuers sind auch Sachschäden durch Rauch sowie indirekte Schäden durch Betriebsunterbrechungen möglich.

    Die Gefährdung ergibt sich durch ein komplexes Zusammenspiel von verschiedensten Einflussfaktoren. Waldbrände sind die einzige Naturgefahr, bei der der Mensch einen direkten Einfluss auf die Gefährdungslage hat, da der Großteil der Feuer in der Nähe von besiedelten Gebieten direkt oder indirekt auf menschliches Handeln zurückgeht. Neben Nachlässigkeit kommt hier auch gezielte Brandstiftung infrage. Durch Präventionsmaßnahmen und rasche Feuerbekämpfung wird versucht, große Brände zu verhindern. In dünn besiedelten Gebieten werden die meisten Brände durch Blitzschlag verursacht.

    Besonders hoch ist die Gefährdung in Klimazonen, in denen genügend Niederschlag fällt, damit die Vegetation gedeihen kann, wo es aber zu längeren warmen und niederschlagsarmen Perioden kommt. Dabei trocknen die Pflanzen nach und nach aus und werden leicht entzündlich. Kalifornien, der Südosten Australiens und die Mittelmeerregion, in denen ein solches Klima herrscht, sind für ihre hohe Waldbrandgefährdung bekannt. Aber auch in anderen Regionen – bevorzugt während Hitzewellen und bei starken Winden – kann es zu hohen Schäden kommen.

    Modelle für das Schadenpotenzial

    Für die Hochrisikogebiete Kalifornien und Australien gibt es Modelle, mit deren Hilfe die potenziellen versicherten Schäden durch Waldbrände abgeschätzt werden können. Die Modellierung dieser Naturgefahr ist jedoch wegen der vielen anthropogenen und natürlichen Einflussfaktoren nicht einfach. Für ein Risikomodell wird ein „Event Set“ benötigt, das aus einer Vielzahl von simulierten Waldbränden besteht. Hierfür werden die Daten von historischen Ereignissen genutzt. Beispielsweise kann die beobachtete Frequenz von Waldbränden als Grundlage dienen, um das Auftreten künftiger Brände zu simulieren. Die Ausbreitung der Feuer lässt sich abhängig von der Landnutzung und den Wetterbedingungen berechnen. Hierbei fließen Informationen zur Vegetationsbedeckung sowie meteorologische Daten wie Windgeschwindigkeit und Windrichtung mit ein.

    Die Intensität der Feuer zu simulieren erweist sich als besonders schwierig, weil man hier beispielsweise die Brennbarkeit der Vegetation berücksichtigen muss, die von der Witterung vor der Entzündung abhängt. Die Intensität von Feuern wird auch durch die Menge an Bewuchs und abgestorbenem Pflanzenmaterial beeinflusst, das dem Feuer als Nahrung dient. Die Menge an brennbarem Material kann ausschlaggebend dafür sein, dass ein Oberflächenfeuer auch auf Baumkronen übergreift. Da sich diese Größe nach der Erstellung des Modells durch natürliche Prozesse oder anthropogene Einflussnahme ändern kann, ist sie nur schwer zu berücksichtigen. Die versicherten Schäden werden mithilfe einer Schadenverteilungskurve und der Informationen zu den Vertragsbedingungen berechnet. Eine Herausforderung hierbei besteht darin, dass zur Berechnung der im Modell implementierten Schadenverteilungskurve oft nur wenige Schadendaten vorliegen und unterschiedliche Vertragsklauseln bei der Berechnung des Schadens berücksichtigt werden müssen.

    Versicherte Schäden in Hochrisikogebieten

    In Kalifornien verursachen Waldbrände weltweit die höchsten Schäden. Große Flächen der sogenannten Wildland-Urban-Interface (WUI) – Gebiete, in denen Gebäude nahe oder inmitten der natürlichen Vegetation erbaut wurden – liegen dort in stark gefährdeten Regionen. Weil meist Wohngebäude in der WUI stehen, entfällt der Löwenanteil der versicherten Sachschäden gewöhnlich auf das Privatkundengeschäft. Oft treten schwere Katastrophen wie 1991, 2003 und 2007 im Herbst – am Ende der Waldbrand-Saison – auf. Nach ihrer Entzündung entwickelten sich die Feuer in diesen Jahren zu einem unkontrollierbarem Inferno, da Winde die Flammen rasch anfachten und weiter verbreiteten.

    In Australien stammt ein großer Teil der versicherten Schäden aus dem Bundesstaat Victoria. Beim letzten großen Ereignis – den sogenannten Black-Saturday-Feuern 2009 – entfielen rund drei Viertel der versicherten Sachschäden auf die Wohngebäude- und Hausratversicherung sowie ein Viertel auf Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftspolicen.

    Das Ereignis machte zudem das Problem der Unterversicherung deutlich. Schätzungsweise waren rund 80 Prozent der vom Feuer betroffenen versicherten Haushalte nicht ausreichend abgesichert. Ist die Versicherungssumme eines zerstörten Hauses geringer als die Kosten für den Wiederaufbau, deckt die Versicherung nicht alle Schäden und der Eigentümer trägt die Differenz selbst. 13 Prozent der Wohnhäuser, die den Black-Saturday-Feuern zum Opfer fielen, hatten überhaupt keinen Versicherungsschutz.

    Ohnmächtig stehen Feuerwehrmänner einer gigantischen Feuerwalze im Simi Valley, nordwestlich von Los Angeles, gegenüber, wo im Oktober 2003 eine Fläche von über 400 Quadratkilometern niederbrannte. Die lokalen Löscheinheiten waren den Naturgewalten vollkommen ausgeliefert.

    Winde fachen Feuer an

    Neben der Trockenheit waren vor allem heftige Winde, die noch dazu die Richtung wechselten, ausschlaggebend dafür, dass die Brände in Victoria 1983 und 2009 so verheerend ausfielen. Feuer, die durch einen starken, beständigen Wind verbreitet werden, sind gewöhnlich lang und schmal. Ändert sich die Windrichtung, kann die lange Seite des Feuers auf einmal zur neuen Feuerfront werden.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass Stromleitungen einen Brand auslösen, erhöht sich bei großen Windgeschwindigkeiten, da beispielsweise Vegetation in Kontakt mit den Leitungen kommen kann. Wie die Feuer 2007 in Südkalifornien und 2009 in Victoria zeigen, ergibt sich daraus ein erhebliches Schadenpotenzial für Haftpflichtversicherer. Energieversorger und weitere Beteiligte sahen sich mit Sammelklagen konfrontiert, weil angenommen wurde, dass einige Feuer auf Mängel am Leitungsnetz des Stromanbieters zurückzuführen waren. Die Parteien einigten sich sowohl in den USA als auch in Australien auf einen Vergleich, jedoch ohne eine Anerkennung der Schuld der Angeklagten. Die Entschädigung betrug insgesamt fast drei Milliarden US-Dollar. Da die betroffenen Energieversorger in beiden Ländern über Haftpflichtpolicen verfügten, die explizit die Haftung für Waldbrände einschlossen, trug die Versicherungsindustrie einen signifikanten Anteil.

    Katastrophen an unerwarteten Orten

    2016 wurde in der abgelegenen kanadischen Stadt Fort McMurray der teuerste versicherte Schaden im kanadischen Markt infolge eines Waldbrands verursacht. Schäden dieser Größenordnung traten in der Vergangenheit vor allem in Kalifornien auf, wo die Gefährdung deutlich höher ist. Das Feuer, das auch „the Beast“ genannt wurde, war deshalb so verheerend, weil es auf die idealen Bedingungen 30-30-30 stieß: Temperaturen über 30 °C, eine relative Luftfeuchte unter 30 Prozent und Wind mit Geschwindigkeiten über 30 km/h.

    Eine ebenfalls außergewöhnliche Hitzewelle begünstigte die schweren Brände bei Moskau im Jahr 2010. Den Flammen fielen 130 Menschen zum Opfer. Hohe Temperaturen über einen langen Zeitraum, die extreme Trockenheit sowie der Smog lösten bei vielen Menschen Gesundheitsprobleme aus. Im Juli und August 2010 starben 56.000 Menschen mehr als in den Vergleichsmonaten des Jahres 2009.

    Nach schweren Torfbränden bei Moskau 2010 litten Menschen unter einer Rauchglocke, die neben giftigen Gasen auch große Mengen an Feinstaub enthielt. Infolgedessen nahmen Krankheiten an Häufigkeit und Intensität zu, die Sterblichkeit stieg signifikant an.

    Wiederkehrende Ereignisse

    Die natürliche Klimaschwingung ENSO (El Niño Southern Oscillation) beeinflusst die durchschnittliche Naturkatastrophengefährdung. In El-Niño-Jahren besteht zum Beispiel in Indonesien und Australien eine höhere Wahrscheinlichkeit für Dürren und Waldbrände, weil die dann herrschenden überdurchschnittlich warmen Wassertemperaturen im tropischen, zentralen Pazifik die atmosphärischen Zirkulationsmuster verändern. Die schweren Waldbrände in Indonesien in den Jahren 1982/83, 1997/98 und 2015 fielen jeweils mit einem starken El-Niño-Ereignis und entsprechender Dürre zusammen. Die meisten Feuer wurden allerdings vorsätzlich gelegt. Große Forstunternehmen und Betreiber von Plantagen haben die Trockenheit für illegale Brandrodung genutzt. Aber auch die Bevölkerung setzte im Rahmen ihrer traditionellen Landbewirtschaftung Feuer ein. Viele dieser Brände gerieten aufgrund der Trockenheit außer Kontrolle und verursachten große Schäden an Nutzholz und Plantagen. Durch die großflächigen und lang andauernden Vegetationsbrände entstand ein riesiger Rauchschleier, der in Indonesien und den angrenzenden Ländern zu gesundheitlichen Problemen und Betriebsunterbrechungen führte. Hohe Schäden musste zudem der Tourismus verkraften.

    Erfolgreiche Prävention

    In der chinesischen Provinz Heilongjiang entstanden während einer Trockenperiode im Mai 1987 mehrere Waldbrände durch Unachtsamkeit. Die Feuerwehr konnte die abgelegene Region schlecht erreichen, da es nur wenige Straßen gab. Die schwierige Brandbekämpfung und mangelnde Prävention führten dazu, dass die Feuer nicht rechtzeitig gelöscht werden konnten, bevor starke Winde die Flammen rasch verbreiteten. Mehr als 10.000 Häuser wurden zerstört, 213 Menschen kamen ums Leben. Nach dem Ereignis hat China die Vorsorgemaßnahmen ausgeweitet und für eine effektivere Brandbekämpfung gesorgt. Das öffentliche Bewusstsein für die Gefahr wurde durch gezielte Informationen und Ausbildungsmaßnahmen erhöht. Verbesserungen bei der Früherkennung von Bränden und bei der Löschausrüstung haben dazu geführt, dass Brände inzwischen professioneller bekämpft werden können. Die Zahl der Waldbrände und die betroffenen Flächen haben in China seitdem stark abgenommen.

    Fazit

    Viele Waldbrände in der Nähe von dicht besiedelten Gebieten können gelöscht werden, bevor sie große Sachschäden verursachen. Kommt es jedoch bei günstigen Bedingungen zu einem Großbrand, ist dieser meist kaum in den Griff zu bekommen. Präventionsmaßnahmen helfen, die Anzahl solcher Ereignisse zu reduzieren. Nicht alle Brände können verhindert werden. Um sich vor ihren finanziellen Auswirkungen zu schützen, ist Versicherungsschutz ein bestens geeignetes Mittel.
    Munich Re Experten
    Markus Steuer
    Consultant und Wildfire Experte, Corporate Underwriting

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