
Die Buschbrandgefährdung ergibt sich aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedenster anthropogener und natürlicher Einflussfaktoren. Feuer ist die einzige Naturgefahr, bei der der Mensch die Gefährdungslage direkt beeinflusst. Die Mehrzahl der Brände in der Nähe besiedelter Gebiete wird vom Menschen verursacht, nur ein kleinerer Teil ist auf natürliche Ursachen wie Blitzschlag zurückzuführen. Neben versehentlich ausgelösten Bränden gibt es auch eine erhebliche Zahl, die vorsätzlich gelegt werden. In Australien wird ein großer Teil der volkswirtschaftlichen und versicherten Schäden im südöstlichen Teil des Landes durch Buschfeuer verursacht. Dort trifft eine hohe Gefährdung auf eine hohe Wertekonzentration. Das letzte Großschadenereignis für Sach- und Haftpflichtversicherer ereignete sich 2009 im Bundesstaat Victoria und ging unter dem Namen "Black Saturday Bushfires" in die australische Geschichte ein. Die Brände wüteten auf einer Fläche von rund 4.500 Quadratkilometern, forderten 173 Todesopfer sowie Hunderte Verletzte und zerstörten rund 2.000 Wohngebäude.
Rund drei Viertel der versicherten Sachschäden in Höhe von 1,2 Mrd. australische Dollar (inflationsbereinigt gemäß Verbraucherpreisindex) entfielen auf Wohngebäude- und Hausratversicherungen, ein Viertel auf Gewerbe-, Industrie- und Agrarpolicen. Schätzungen zufolge waren 80 Prozent der betroffenen Versicherten unterversichert. Bei Buschfeuern gibt es im Vergleich zu anderen Naturgefahren im Durchschnitt mehr Totalschäden (zerstörte Gebäude), sodass sich Unterversicherung potenziell stärker zu Buche schlagen kann. Die Häuser brennen in der Regel entweder komplett ab oder sie bleiben nahezu unbeschädigt – teilweise beschädigte Häuser sind die Ausnahme. Neben den unterversicherten Gebäuden hatten 13 Prozent der Wohnhäuser, die den Black Saturday Bushfires zum Opfer fielen, überhaupt keinen Versicherungsschutz.
Unbeabsichtigt verursachte Brände
Entschädigungssummen erreichen neue Rekorde
Katastrophenvorsorge senkt die volkswirtschaftlichen Kosten
Der Australian Business Roundtable schlägt unter anderem vor, detaillierte Vegetations- und Brandlastkarten zu erstellen, anhand derer sich der Gefährdungsgrad der einzelnen Gebäude bestimmen lässt. Zudem müssen die effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Buschfeuer ermittelt werden. Vorsorgemaßnahmen können durch finanzielle Anreize (niedrigere Versicherungsprämien) oder gesetzgeberische Maßnahmen bzw. Vorschriften gefördert werden. Um die Gefahr zu verringern, dass Buschfeuer durch elektrischen Strom ausgelöst werden, kündigte die Regierung von Victoria 2011 ein 750 Millionen australische Dollar schweres Infrastrukturprogramm an, das innerhalb von zehn Jahren umgesetzt werden soll. Im Fokus des Programms stehen Maßnahmen, die das Risiko senken, ohne die Zuverlässigkeit der Stromversorgung erheblich zu beeinträchtigen. Dazu gehört unter anderem der Austausch von Freileitungen durch Erdkabel in den besonders stark durch Buschfeuer gefährdeten Gebieten. Auch Munich Re setzt sich entschieden für gezielte Vorsorgemaßnahmen gegen Buschfeuer und andere kritische Naturgefahren ein, um die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Bevölkerung zu stärken und Menschenleben und Sachwerte zu schützen.
Normalisierte versicherte Sachschäden 1980–2014: prozentuale Verteilung auf Naturgefahren in den einzelnen Bundesstaaten

