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Buschfeuer in Australien
Buschfeuer in Australien
© Douglas Peebles / Corbis NX / Getty Images Plus
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    Buschfeuer sind in der Südhälfte Australiens eine der teuersten Naturgefahren. Um das Risiko zu reduzieren, müssen Behörden, Privatpersonen, Gewerbe, Industrie und Versicherungswirtschaft eng zusammenarbeiten.

    Die Buschbrandgefährdung ergibt sich aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedenster anthropogener und natürlicher Einflussfaktoren. Feuer ist die einzige Naturgefahr, bei der der Mensch die Gefährdungslage direkt beeinflusst. Die Mehrzahl der Brände in der Nähe besiedelter Gebiete wird vom Menschen verursacht, nur ein kleinerer Teil ist auf natürliche Ursachen wie Blitzschlag zurückzuführen. Neben versehentlich ausgelösten Bränden gibt es auch eine erhebliche Zahl, die vorsätzlich gelegt werden. In Australien wird ein großer Teil der volkswirtschaftlichen und versicherten Schäden im südöstlichen Teil des Landes durch Buschfeuer verursacht. Dort trifft eine hohe Gefährdung auf eine hohe Wertekonzentration. Das letzte Großschadenereignis für Sach- und Haftpflichtversicherer ereignete sich 2009 im Bundesstaat Victoria und ging unter dem Namen "Black Saturday Bushfires" in die australische Geschichte ein. Die Brände wüteten auf einer Fläche von rund 4.500 Quadratkilometern, forderten 173 Todesopfer sowie Hunderte Verletzte und zerstörten rund 2.000 Wohngebäude.  

    Rund drei Viertel der versicherten Sachschäden in Höhe von 1,2 Mrd. australische Dollar (inflationsbereinigt gemäß Verbraucherpreisindex) entfielen auf Wohngebäude- und Hausratversicherungen, ein Viertel auf Gewerbe-, Industrie- und Agrarpolicen. Schätzungen zufolge waren 80 Prozent der betroffenen Versicherten unterversichert. Bei Buschfeuern gibt es im Vergleich zu anderen Naturgefahren im Durchschnitt mehr Totalschäden (zerstörte Gebäude), sodass sich Unterversicherung potenziell stärker zu Buche schlagen kann. Die Häuser brennen in der Regel entweder komplett ab oder sie bleiben nahezu unbeschädigt  – teilweise beschädigte Häuser sind die Ausnahme. Neben den unterversicherten Gebäuden hatten 13 Prozent der Wohnhäuser, die den Black Saturday Bushfires zum Opfer fielen, überhaupt keinen Versicherungsschutz.

    Unbeabsichtigt verursachte Brände

    Wer ein Buschfeuer verursacht, kann zivil- und/oder strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden, und zwar aufgrund von Fahrlässigkeit oder im Rahmen der Gefährdungshaftung. Haftpflichtversicherungen können greifen, wenn der Verursacher des Brandes gesetzlich haftet, ohne dass ein Vorsatz zugrunde lag. Ein Großteil der schadenträchtigen Brände in Australien geht direkt oder indirekt auf menschliches Handeln zurück. Angesichts der erheblichen monetären Schäden, Brandbekämpfungskosten und Auswirkungen auf Menschen muss das Buschbrandrisiko deshalb auch bei Casualty-Verträgen geprüft werden. Energieversorger sind besonders exponiert, da Freileitungen eine potenzielle Entzündungsquelle darstellen und über lange Strecken durch das Land führen. Unter normalen Bedingungen liegt der Anteil der Buschfeuer, die von Stromleitungen ausgehen, im niedrigen einstelligen Prozentbereich. An Tagen mit extremer Brandgefahr steigt der Prozentsatz dieser Brände jedoch deutlich über den Durchschnitt. Die drei teuersten Buschbrandkatastrophen seit 1980 bestätigen diese Erkenntnis. Ein erheblicher Teil der jeweiligen Brände war auf Elektrizität zurückzuführen – bei den "Ash Wednesday" Buschfeuern von 1983 rund die Hälfte, bei den "Black Saturday" Buschfeuern von 2009 ein Drittel. Nur die Brände in Canberra vom Januar 2003 wurden ausnahmslos durch Blitzschlag verursacht. Die Windverhältnisse spielen bei Großbränden eine maßgebliche Rolle. Ungünstige Windverhältnisse wie hohe Windgeschwindigkeiten und wechselnde Windrichtungen können einen normalen Brand in ein nicht mehr beherrschbares Inferno verwandeln. Ebenso steigt bei hohen Windgeschwindigkeiten die Wahrscheinlichkeit, dass elektrische Anlagen eine Brandkatastrophe auslösen.

    Entschädigungssummen erreichen neue Rekorde

    Die "Black Saturday" Buschfeuer von 2009 verdeutlichen das große Schadenpotenzial für Haftpflichtversicherer. Gegen einen Energieversorger und weitere Beteiligte wurden Sammelklagen erhoben. Die Kläger machten geltend, dass das "Kilmore East" Buschfeuer, bei dem 1.242 Gebäude zerstört und 119 Menschen getötet wurden, auf Mängel am Leitungsnetz des Stromanbieters zurückzuführen war. Die Parteien einigten sich auf einen Vergleich. Der oberste Gerichtshof von Victoria billigte eine Entschädigungssumme von fast 500 Millionen australische Dollar für insgesamt 5.000 Kläger – der teuerste Vergleich in der australischen Rechtsgeschichte. Der Energieversorger hatte eine Haftpflichtversicherung, die explizit auch die Haftung für Buschfeuer einschloss. Er übernahm eine Summe von 378,6 Millionen australische Dollar. Verschiedene beklagte staatliche Stellen zahlten 103,6 Millionen australische Dollar, ein Wartungsunternehmen 12,5 Millionen. Der Vergleich erfolgte ohne Anerkennung einer Haftung. Eine Sammelklage wegen des "Murrindindi-Marysville" Buschfeuers legten die beiden beklagten Unternehmen und die staatlichen Beteiligten ebenfalls per Vergleich bei. Die Entschädigung betrug insgesamt 300 Millionen australische Dollar, auf den Energieversorger entfielen davon 260,9 Millionen.

    Katastrophenvorsorge senkt die volkswirtschaftlichen Kosten

    2014 gab der Australian Business Roundtable eine Fallstudie in Auftrag, deren Fokus auf einem Worst-Case-Szenario für ein Buschfeuer im Großraum Melbourne lag. Die Studie machte deutlich, dass sich Katastrophenvorsorge wirtschaftlich auszahlt. Gemessen an den finanziellen Vorteilen schätzte man das Nutzen-Kosten-Verhältnis der unterirdischen Verlegung von Stromleitungen basierend auf einer Hochrechnung bis 2050 auf rund 3,1. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis von baulichen Brandschutzmaßnahmen und Vegetationskontrolle in der Nähe von Gebäuden bezifferte man mit 1,4 bzw. 1,3. Um möglichst effektive Maßnahmen zu gewährleisten, ist ein koordiniertes Vorgehen erforderlich.
    Der Australian Business Roundtable schlägt unter anderem vor, detaillierte Vegetations- und Brandlastkarten zu erstellen, anhand derer sich der Gefährdungsgrad der einzelnen Gebäude bestimmen lässt. Zudem müssen die effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Buschfeuer ermittelt werden. Vorsorgemaßnahmen können durch finanzielle Anreize (niedrigere Versicherungsprämien) oder gesetzgeberische Maßnahmen bzw. Vorschriften gefördert werden. Um die Gefahr zu verringern, dass Buschfeuer durch elektrischen Strom ausgelöst werden, kündigte die Regierung von Victoria 2011 ein 750 Millionen australische Dollar schweres Infrastrukturprogramm an, das innerhalb von zehn Jahren umgesetzt werden soll. Im Fokus des Programms stehen Maßnahmen, die das Risiko senken, ohne die Zuverlässigkeit der Stromversorgung erheblich zu beeinträchtigen. Dazu gehört unter anderem der Austausch von Freileitungen durch Erdkabel in den besonders stark durch Buschfeuer gefährdeten Gebieten. Auch Munich Re setzt sich entschieden für gezielte Vorsorgemaßnahmen gegen Buschfeuer und andere kritische Naturgefahren ein, um die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Bevölkerung zu stärken und Menschenleben und Sachwerte zu schützen.

    Normalisierte versicherte Sachschäden 1980–2014: prozentuale Verteilung auf Naturgefahren in den einzelnen Bundesstaaten

    Quellen: ICA, Munich Re NatCatSERVICE Ein beträchtlicher Teil der normalisierten versicherten Sachschäden in Victoria (VIC), Südaustralien (SA) und Tasmanien (TAS) ist auf Buschfeuer zurückzuführen. Die Schäden wurden um den Effekt der steigenden Wertekonzentration (Zahl der Gebäude, Wertentwicklung) bereinigt. Dadurch ist es möglich, Schäden aus unterschiedlichen Jahren miteinander zu vergleichen. Nähere Informationen über die Auswirkungen von Buschfeuern in Australien finden Sie hier (englisch)
    Munich Re Experten
    Markus Steuer
    Consultant und Wildfire Experte, Corporate Underwriting

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