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Bis Mitte Februar waren etwa 10 Millionen Quadratkilometer Busch- und Waldland in Queensland, New South Wales, Australian Capital Territory, Victoria, und South Australia verbrannt, rund 3000 Wohngebäude und zahlreiche Nebengebäude wurden zum Raub der Flammen. Damit fielen noch mehr Wohngebäude den Feuern zum Opfer als bei den „Ash Wednesday“-Bränden im Jahr 1983 und den „Black Saturday“-Feuern des Jahres 2009.
Die Schäden der Feuersaison erreichten ebenfalls Rekordsummen: Die Gesamtschäden betrugen rund 2 Mrd. US$, davon waren wegen des hohen Anteils von Feuerversicherungen bei Gebäuden rund 1,5 Mrd. US$ versichert. Damit waren die Schäden in der Größenordnung um die Hälfte höher als im bisher schadenträchtigsten Sommer 2008/09 (inflationsbereinigt 1,4 Mrd. US$). Selbst bereinigt um den Wertezuwachs fielen die Schäden nun höher aus.
Klimawandel begünstigt langfristig Waldbrände in Australien
Im Südosten Australiens nehmen seit Jahrzehnten Bedingungen zu, die Waldbrände begünstigen. Ein wesentlicher Treiber sind die steigenden Höchsttemperaturen. In Verbindung mit etwas geringeren Niederschlägen führt dies dazu, dass Boden und Vegetation schneller austrocknen. Damit gibt es mehr brennbares Vegetationsmaterial und zunehmend günstigere Wetterbedingungen für Buschfeuer und deren Ausbreitung. Der „McArthur’s Forest Fire Danger Index“ (FFDI), der auch Faktoren wie die Windstärke berücksichtigt, lag z.B. in Victoria gemittelt über die vergangenen 20 Jahre deutlich über dem langfristigen Durchschnitt seit 1950 – ebenso wie die verzeichneten Maximaltemperaturen.
Der Dezember 2019 war der wärmste Dezember seit Messbeginn. An 11 Tagen lag die über ganz Australien gemittelte maximale Tagestemperatur über 40 Grad. Genauso viele solcher Tage gab es seit dem Jahr 1910 insgesamt, nämlich elf. Eine neue wissenschaftlichen Analyse mit Klimamodellen kam zu dem Schluss, dass die Feuergefährdung im Südosten Australiens durch den Klimawandel seit 1900 um mindestens 30% zugenommen hat. Die Autoren stellten dies als untere Grenze dar, der unbekannte wahre Anstieg könne viel höher liegen. Einen maßgeblichen Einfluss des Klimawandels halten auch weitere Studien für wahrscheinlich.
Natürliche Klimaschwankungen wirken wie ein Schalter
Der langfristige Trend zu höherer Feuergefährdung aufgrund des Klimawandels wird in Australien stark überlagert von den Effekten kurzfristiger natürlicher Klimaschwankungen. Sowohl der „Indian Ocean Dipole (IOD)“ als auch der „Southern Annular Mode (SAM)“ beeinflussen Niederschläge, Temperatur und Wind über Australien. In der kühlen Jahreszeit 2019 bewirkte eine stark positive Phase des IOD eine Dürre im Südosten Australiens. Zusätzlich trug eine vorwiegend negative Phase des SAM zwischen September und Dezember zu sehr trocken-heißen Winden aus der Wüste bei. Der FFDI-Index als Maßstab für das Feuerrisiko lag in den am stärksten von Bränden betroffenen Regionen im Südosten dadurch zeitweise um das Doppelte oder mehr über dem langfristigen Durchschnitt. Gemessen für Australien insgesamt lag der Wert im Frühjahr höher als je zuvor.
Verknüpft man alle relevanten Wetterfaktoren starker Feuergefährdung im Südosten Australiens bis 2016, ergibt sich folgendes Bild (Grafik): Sieben von zehn Jahren mit den höchsten Abweichungen der Feuergefährdung (FFDI) im Frühjahr ereigneten sich in den Jahren 2000 bis 2016. Die jeweiligen Jahre waren tendenziell heiß und trocken, während der Anteil kühlerer und feuchterer Jahre, letztlich auch mit geringerem Waldbrandrisiko, in früheren Jahren gemessen ab 1971 höher war.
Klimawandel beim Risikomanagement berücksichtigen
Die Analyse der jüngsten Brände und der Rahmenbedingungen machen deutlich, dass der Klimawandel bei der Bewertung von Buschbrand-Risiken in Australien mit berücksichtigt werden muss. Historische Daten können nicht mehr alleine die Grundlage der Bewertung sein. Statt dessen ist die Betrachtung jüngerer Zeiträume und von Zukunftsprojektionen entscheidend. Für Bewertungen von Saison zu Saison ist zudem die Kenntnis der natürlichen Klimazyklen für die Vorhersage der Feuerwetter-Bedingungen wichtig.
Angesichts der hohen Schäden kommt der Schadenprävention eine hohe Bedeutung zu. An der Schnittstelle zwischen Busch und Siedlungen ist es entscheidend, einen ausreichenden Puffer zwischen der brennbaren Vegetation und Gebäuden sowie anderen werthaltige Strukturen durch Bebauungspläne einzuhalten und feuerfeste Bauweise einzusetzen. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit verringert, dass die Gebäude den Flammen zum Opfer fallen.
Ein weiterer entscheidender Faktor bei der Schadenprävention ist, Brände zu verhindern. Anders als bei anderen Naturkatastrophen werden Wald- und Buschbrände oft von Menschen ausgelöst. Zudem sollte die Menge an brennbarem toten und lebendigen Pflanzenmaterial, das dem Feuer als Nahrung dient, im Busch in den Risikogebieten reduziert werden. Da das Waldbrandrisiko in Australien durch den Klimawandel tendenziell weiter zunehmen wird, sind diese Präventionsmaßnahmen künftig wichtiger denn je.