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Antibiotikaresistenz nimmt zu
Antibiotikaresistenz nimmt zu
© Joe Prachatree / Shutterstock.com
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    Antibiotika sind Arzneimittel, die zahlreiche Infektionskrankheiten bekämpfen. Dazu gehören Infektionen, die durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten hervorgerufen werden. Die Medikamente sind seit fast einem Jahrhundert ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Medizin. In den letzten Jahren wiesen Forschungen jedoch nach, dass die Wirksamkeit dieser Arzneimittel nachlässt.

    Antimikrobielle Resistenz am Beispiel Colistin

    Das Antibiotikum Colistin ist ein erstklassiges Beispiel für die zunehmend antimikrobielle Resistenz (AMR). Viele Jahre lang wurde es wegen seiner nierenschädigenden Nebenwirkungen Menschen selten verabreicht, in der Tiermedizin wurde es allerdings umfangreich genutzt. In den vergangenen Jahren wurde Colistin für einige Patienten mit bestimmten, schwer zu behandelnden bakteriellen Infektionen jedoch wieder zu einer Reservetherapie, daß heißt also zu einem letzten Mittel, das zur Anwendung kam. Beunruhigenderweise – und den abnehmenden Effekt der Antibiotika widerspiegelnd – lässt die Wirksamkeit von Colistin nun nach.

    Im November 2015 gaben Wissenschaftler das Auftauchen von E. coli-Bakterien in China bekannt, die das MCR-1-Gen tragen, das Bakterien resistent gegenüber Colistin macht. Eine Infektion mit E. coli-Bakterien kann eine Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) und sogar Nierenversagen hervorrufen. Eine Studie in der medizinischen Zeitschrift The Lancet beschreibt dies als den „Bruch der letzten Antibiotikagruppe“. Bei einer Frau aus Pennsylvanien in den USA wurden ebenfalls E. coli-Bakterien mit dem MCR-1-Gen gefunden. Die Patientin erwies sich allerdings nicht als resistent gegenüber allen Antibiotika. Da die Wissenschaftler diese Colistin-Resistenz auf andere Bakterien übertragen können, befürchten sie nun, dass sich die Gefahr erhöht, dass sich panresistente Bakterien entwickeln.

    Weitere Entwicklung der Antibiotikaresistenz ist schwer vorherzusagen

    Schätzungen zufolge könnte bis zum Jahr 2050 die Mortalitätsrate aufgrund der antimikrobiellen Resistenz (AMR) von weltweit 700.000 Todesfällen jährlich auf 10 Millionen pro Jahr hochschnellen. Darüber hinaus könnte die kumulative Auswirkung der AMR auf die Wirtschaftsleistung auf 100 Milliarden US-Dollar bis 2050 ansteigen.

    Allerdings können diese Auswirkungen abgeschwächt oder sogar verhindert werden, wenn neuartige Antibiotika entwickelt und andere Methoden zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten möglich werden, wie zum Beispiel mittels der Gentechnik.

    Was bedeutet die zunehmende Antibiotikaresistenz für Lebens- und Krankenversicherer?

    Die Lebensversicherer sollten die epidemiologischen und biologischen Entwicklungen innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre engmaschig überwachen. Eine langsam fortschreitende, aber dennoch signifikante Erhöhung der AMR-bedingten Mortalität und Morbidität könnte ab einem gewissen Zeitpunkt die allgemeine Preisgestaltung von Lebensversicherungsprodukten beeinflussen. Risiko- und Leistungsprüfung müssen möglicherweise Krankheiten und Risiken bewerten, wie dies für Lebensversicherungen seit den Zeiten der Einführung von Antibiotika nicht mehr der Fall war. Relativ gutartige Erkrankungen müssen neu bewertet werden, beispielsweise wenn aus einer einfachen Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) eine beeinträchtigende oder sogar lebensbedrohliche Erkrankung wird.

    Für die Krankenversicherer werden sich voraussichtlich die Behandlungskosten verteuern. Vergleichsweise billige Antibiotika, wie zum Beispiel Penicillin, müssen durch Antibiotika ersetzt werden, die entweder mehr kosten oder den Patienten mehr Nebenwirkungen aussetzen, die dann zusätzliche Behandlungskosten generieren. Neue (und bitter notwendige) Antimikrobiotika oder Therapien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten sind im Vergleich zu etablierten Therapien auch tendenziell erheblich teurer. Andere Folgen der AMR können beispielsweise längere Krankenhausaufenthalte und zusätzliche Kosten für diagnostische Tests sein.

    Des Weiteren wird die AMR auch beträchtliche Auswirkungen auf die Infrastruktur im Gesundheitswesen ausüben. Diese Kosten sind allerdings schwer zu berechnen.

    Die antibakterielle Resistenz ist ein Beispiel für ein neues medizinisches Risiko, das die Branche der Kranken- und Lebensversicherer auf unterschiedliche Weise treffen wird. Eine exakte Vorhersage über die Folgen ist schwierig.

    Sie können nämlich einen Rückschritt in eine Präantibiotika-Ära bis hin zu völlig neuartigen Arzneimittel, die die AMR-Entwicklung abschwächen oder sogar verhindern, reichen.

    Welche konkreten Krankheitsrisiken bestehen und wie eine stärker werdende antimikrobielle Resistenz verhindert werden kann, lesen Sie hier.
    Dieser Artikel enthält Informationen aus:
    Tackling Drug-Resistant Infections Globally: Final Report And Recommendations - The Review On Antimicrobial Resistance, Vorsitz: Jim O’Neill, Executive Summary, S. 10, http://amr-review.org/ 
    Emergence of plasmid-mediated colistin resistance mechanism MCR-1 in animals and human beings in China: a microbiological and molecular biological study, The Lancet: http://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(15)00424-7/abstract

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