Energie
Geothermie: Fündigkeitsversicherung mildert finanzielle Risiken
Geothermal energy
© Zoonar RF / Getty Images

Für viele Kommunen sind Geothermie-Projekte eine attraktive Möglichkeit, um ihre Energieversorgung zu stärken und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Doch die Bohrungen bergen große finanzielle Risiken, die viele Kommunen abschrecken. Eine Lösung bietet die Fündigkeitsversicherung von Munich Re, die speziell auf die Bedürfnisse von kommunalen Investoren zugeschnitten ist.

Die Geothermie zählt zu den wichtigsten erneuerbaren Energiequellen und bietet großes Potenzial, einen Teil unseres Wärmebedarfs kostengünstig zu decken. Insbesondere die Tiefengeothermie, also die Nutzung von heißem Wasser aus tiefen Schichten unter der Erdoberfläche, soll in Zukunft eine wichtige Rolle spielen sowohl bei der Erzeugung von Heiz- als auch von Prozesswärme.

Allerdings sind die erforderlichen Bohrungen mit hohen Kosten verbunden und der Erfolg ist nicht garantiert. Durch die Fündigkeitsversicherung, die von Munich Re in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) und der bundeseigenen Förderbank KfW entwickelt wurde, wird das finanzielle Risiko für Investoren wie Gemeinden und Kommunen reduziert. 

Bohrerfolg oder -risiko

Die Leistung einer Bohrung ist abhängig von der Temperatur und der Menge des geförderten Thermalwassers. Diese Parameter werden in erster Linie von den geologischen Bedingungen und einem geeigneten Reservoir bestimmt. Unterschreiten sie bestimmte Grenzen, ist die Bohrung unwirtschaftlich oder muss sogar wieder verschlossen werden.

Vor jedem neuen Geothermie-Projekt werden Testbohrungen durchgeführt. Hier kann es zu drei Ergebnissen kommen: Fündigkeit, Teilfündigkeit oder Nichtfündigkeit. Bei Fündigkeit wird das Projekt wie geplant fortgeführt. Bei Nichtfündigkeit zahlt Munich Re die volle Versicherungssumme aus und das Projekt wird beendet. Teilfündigkeit kann komplizierter sein, insbesondere für öffentliche Versorger. Oftmals sind Bohrungen mit geringerer Leistung jedoch noch nutzbar, beispielsweise durch den Einsatz von Wärmepumpen oder die Umrüstung zu einer tiefen Erdwärmesonde.

Von allen 45 Geothermie-Projekten in Deutschland seit 1999 waren...

Wirtschaftlichkeit und Bürokratie als Herausforderungen

Die Umsetzung von Geothermie-Projekten wird oft durch langwierige Genehmigungsverfahren behindert, die mehrere Jahre andauern können. Um dies zu ändern, plant der Bund ein Geothermie-Beschleunigungsgesetz, das den bürokratischen Aufwand reduzieren und die Genehmigungszeiten verkürzen soll. Insbesondere die für tiefe Bohrungen erforderliche Bergbaukonzession soll beschleunigt werden, indem Höchstfristen für Genehmigungsverfahren im Bergrecht eingeführt werden.

Die Realisierung eines Geothermie-Projekts erfordert jedoch nicht nur eine beschleunigte Genehmigung, sondern auch umfassende Vorarbeiten. Diese Phase ist mit erheblichen Vorlaufkosten verbunden, die für Gemeinden und Kommunen mehrere Millionen Euro betragen können. Darüber hinaus fallen Kosten für die eigentlichen Bohrungen an, die pro Bohrtag bis zu 80.000 Euro erreichen können, wie der Geothermie-Experte Matthias Tönnis von Munich Re betont. Diese hohen Kosten unterstreichen die Bedeutung einer sorgfältigen Planung und einer umfassenden Risikobewertung bei Geothermie-Projekten.

So funktioniert eine Fündigkeitsversicherung

Nach Einreichung von Projektunterlagen wie Machbarkeitsstudien, geologischen und geophysikalischen Analysen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen und weiteren Dokumenten wird die grundsätzliche Versicherbarkeit des Projektes geprüft. Ausschlaggebend sind dabei in erster Linie die Qualität der Daten, die Klärung, ob bereits Bohrungen oder Projekte in der Umgebung existieren, sowie die versicherte Wärmeleistung auf Basis der erwarteten Temperatur und Durchflussmenge des Thermalwassers. Die versicherten Parameter werden in Absprache mit dem Versicherungsnehmer festgelegt, das Risiko modelliert und eine maßgeschneiderte Versicherungspolice erstellt. Nach Beginn der Bohrungen werden regelmäßig Bohrtagesberichte zur Überwachung des Fortschritts vorgelegt. Über den Bohrerfolg entscheidet dann ein standardisiertes Testverfahren nach Abschluss der Bohrung.

In Deutschland bieten das bayerische Molassebecken im Voralpenland, der Oberrheingraben und das norddeutsche Becken gute Voraussetzungen für Geothermie-Projekte, da ihre geologische Beschaffenheit eine erfolgreiche Erschließung von Erdwärme ermöglicht.

Fündigkeitsversicherung als Teil einer umfassenden Geothermie-Strategie

Munich Re ist als erster Anbieter von Fündigkeitsversicherung ein Pionier in diesem Bereich. Die von Munich Re entwickelte Versicherung ist Teil einer Geothermie-Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE). Ziel dieser Initiative ist es, bis 2030 mindestens 100 weitere Geothermie-Projekte zu realisieren, was den Anteil der für die Wärmenutzung verwendeten Energie aus Geothermie auf das Zehnfache des aktuellen Niveaus anheben würde.

Das Absicherungsprogramm soll als „KfW Programm 572 Tiefengeothermie“ nach dem Beschluss des Bundeshaushaltes 2025 voraussichtlich im späten Herbst dieses Jahres starten. Wichtigster Baustein ist die Fündigkeitsversicherung der Munich Re und eine Risikoteilung zwischen Munich Re und KfW.

Experten

Matthias Tönnis
Matthias Tönnis
Underwriter, Geologist
Dr. Christian Merz
Financial Underwriter
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