
Großschaden im Wasserkraftwerk
Sayano-Shushenskaya ist eines der größten Wasserkraftwerke der Welt. Jahrelange Überforderung der Turbinen und unzureichende Wartung waren 2009 vermutlich verantwortlich für den schweren Unfall. Hätte mehr Sorgfalt die Katastrophe verhindern können?
Am 17. August 2009 wurde im russischen Wasserkraftwerk Sayano-Shushenskaya eine Turbineneinheit vom schwankenden Wasserdruck aus ihrer Verankerung gerissen und in die Höhe katapultiert. Die rund zweitausend Tonnen schwere Einheit zerstörte das Dach des Maschinenhauses in 27 Meter Höhe sowie einige umliegende Bauten und Anlagenteile. Die unglaubliche Menge von ungefähr 360 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schoss unter dem Druck einer 200-Meter-Wassersäule in das gesamte Maschinenhaus einschließlich der Untergeschosse, verursachte zahlreiche Kurzschlüsse und einen sofortigen Ausfall der Anlage. Die anderen Einheiten, die noch in Betrieb waren, wurden mechanisch und elektrisch in unterschiedlichem Ausmaß beschädigt. 75 Menschen verloren ihr Leben und es gab zahlreiche Verletzte.
Eindeutige Warnsignale wurden nicht beachtet
Nach der Wiederinbetriebnahme lagen die gemessenen Vibrationen des Turbinenläufers knapp unterhalb des vom Hersteller erlaubten Maximums. In den Wochen und Monaten danach stabilisierten sich diese Vibrationen allerdings nicht, sondern stiegen stetig an, um vermutlich schon im Juni 2009 die erlaubten Höchstwerte zu übersteigen. Trotzdem wurde die Turbine weiter betrieben. An den Haltebolzen entstanden Ermüdungsrisse. Sobald der anstehende Wasserdruck für einen Restgewaltbruch hoch genug war, rissen die Bolzen. Der Turbinendeckel mitsamt des Turbinenläufers und des Generators mit einem Gesamtgewicht von ca. 2.000 Tonnen verloren ihre feste Verankerung im Fundament und es kam zum Unglück.
Katastrophe ist ein Fall für die Justiz

Fehler im Anlagenmanagement
Das Unglück hätte verhindert werden können, wenn die Maschinen entsprechend ihren Spezifikationen in Grundlast betrieben worden wären. Auch wurden grundlegende Prinzipien eines reibungslosen Betriebs nicht beachtet, zum Beispiel eine Prüfung der Ursachen, die zu den zunehmenden Vibrationen führten. Selbst als der zulässige Wert um das Fünffache überschritten war, wurde die Einheit nicht abgeschaltet. Außerdem wurden die erforderlichen Wartungsarbeiten offensichtlich nicht oder nur unzureichend ausgeführt.
„Ein professionelles Risikomanagement kann Katastrophen dieser Art verhindern. Eine regelmäßige Wartung und eine vorschriftsmäßige Nutzung der Betriebseinheiten sind dabei das Mindeste. Dies gilt besonders für Maschinen, die das Ende ihrer ursprünglich zugrunde gelegten Lebensdauer erreicht haben,“ erklären Dipl.-Ing. Bernhard Richter, Claims Manager im Referat Europa/ Lateinamerika und Dipl.-Ing. Klaus Wenselowski, Leiter des Property-Schadenreferats Global Clients/North America von Munich Re. „Um Großschäden dieser Art zu verhindern, unterstützen wir unsere Kunden beim Aufbau von Risikomanagement-Programmen und legen größten Wert auf das Einhalten der vereinbarten Maßnahmen und Richtlinien.“