Eine unzureichende Planung kann erhebliche Auswirkungen sowohl auf der Kostenseite als auch auf der Zeitschiene von Bauvorhaben zur Folge haben. Die naturgemäß mit den zahlreichen Risiken von Bauvorhaben verbundenen Unsicherheit fürchten beispielsweise Investoren. Weltweiten Studien zufolge bewegen sich die ungeplanten Baukostenerhöhungen in einer Größenordnung von 20 bis 30 Prozent der gesamten Projektbaukosten.
Risikotransparenz, -minderung und -transfer sind von entscheidender Bedeutung, um bei solchen Investitionen einen hohen Grad an Kostensicherheit zu erzielen. Munich Re kann eine Absicherung für bestimmte Risiken anbieten, die lange als nicht versicherbar galten. Durch entsprechenden Policen können Bauherren, Bauträger und Investoren dann vom Risikotransfer profitieren.

Herausforderungen bei Infrastruktur-Bauprojekten

Jedes Bauprojekt ist aufgrund der Rahmenbedingungen wie Geologie, Standort oder eingesetzter Materialien und der technischen Verfahren einzigartig. Den dabei auftretenden Risiken mangelt es an typischen Merkmalen der Versicherbarkeit. Zwar liegen Erfahrungswerte über Schäden beispielsweise beim Brückenbau vor, die Eintrittswahrscheinlichkeit ist wegen der Einmaligkeit des Projekts aber nicht mit herkömmlichen Methoden zu ermitteln.
 
Viele Infrastruktur-Bauprojekte wie die weltweit längste kombinierte Hänge- und Schrägseilbrücke in der Türkei werden als Public Private Partnerships durchgeführt. Finanziert werden sie überwiegend durch Bankkredite, was nur über eine adäquate Risikoabsicherung möglich ist. Hier ergeben sich Geschäftsopportunitäten für Versicherer. Mit All-Risk-Policen können Schäden durch Naturgefahren (Erdbeben limitiert), Ausführungsfehler, Feuer, Designmängel sowie die gesetzliche Haftpflicht gedeckt werden.

Haftung von Bauherr, Bauunternehmer und Versicherer

Manche Bauherren versuchen, möglichst viele Risiken auf die Baufirma abzuwälzen. Besonders problematisch wird das, wenn ein Festpreisvertrag abgeschlossen wird und das Baugrundrisiko von der Baufirma übernommen wird. Treten unvorhergesehene Baugrundbedingungen ein, was etwa beim Tunnelbau häufig der Fall ist, sind oft Mehrkosten und Zeitverzögerungen die Folge. Hier kommt das „Magische Dreieck des Bauwesens“ ins Spiel: Wenn von den drei wichtigsten Faktoren Zeit, Budget und Qualität nur einer aus dem Ruder läuft, sind meistens die anderen beiden auch betroffen.

Risikomanagement heißt, dass man alle Risiken – seien sie technischer, finanzieller oder politischer Natur – identifiziert und so weit wie möglich mitigiert. Für jedes identifizierte Risiko sollte zudem ein Verantwortlicher benannt werden. Diese persönliche Zuordnung ist wichtig, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass etwa viele Schäden beim Tunnelbau eingetreten sind, weil sich in kritischen Situationen niemand zuständig gefühlt hat und Gegenmaßnahmen deswegen unterblieben sind. Die meisten Bauherren und Unternehmen haben den Nutzen eines professionellen Risikomanagementkonzepts mittlerweile erkannt und planen entsprechende Ressourcen bei der Projektvorbereitung ein.

Versicherte Baurisiken – ein Exempel

Besonders gut lässt sich am Beispiel eines Brückenprojekts in der Türkei veranschaulichen, wie Deckungen von Baurisiken ausgestaltet sein können: Die Nachhaftung erstreckt sich auf zwei Jahre nach Fertigstellung. Ausgeschlossen sind Schäden durch Krieg und Terrorismus sowie Kosten, die durch eine verzögerte Inbetriebnahme entstehen. Bei der Rückversicherung der Risiken hat Munich Re einen Anteil von 40 Prozent und damit den führenden Part übernommen. Den Fachleuten aus dem Bereich Engineering oblag es nicht nur, die maßgeblichen Bedingungen im Underwritingprozess auszuhandeln. Sie übernahmen außerdem die Begleitung des Baufortschritts und beraten beim Risikomanagement.