
Rückenwind für den Anlagenbau
Neue Deckungskonzepte von Munich Re können der Energieindustrie viel Last aus der Bilanz nehmen. Underwriter Michael Schrempp hat an der Entwicklung einer Versicherung für Serienschäden bei Windkraftanlagen mitgewirkt. Der Deckungsumfang dieser Lösung ist einzigartig.
Die Herstellung und Errichtung von Windkraftanlagen sind ein lukratives Geschäft – solange die Turbinen Strom erzeugen. Kommt es jedoch zum Ausfall, kann es für die Hersteller teuer werden. Grund dafür sind die in der Branche weit verbreiteten großzügigen Garantieversprechen gegenüber den Betreibern. Fünf Jahre Garantie oder mehr sind keine Seltenheit. Teilweise sichern die Hersteller ihren Kunden sogar eine Verfügbarkeit von bis zu 97 Prozent pro Jahr zu und übernehmen die Kosten für die Betriebsunterbrechung. Denn umfangreiche Garantie- und Serviceleistungen implizieren gute Qualität – ein wichtiges Entscheidungskriterium der Windparkbetreiber bei der Wahl des Herstellers. Aus dessen Sicht jedoch stellen die Garantien ein Bilanzrisiko dar, für das er Rückstellungen bilden muss. Sachschäden oder kleinere Mängel sind dabei weniger kritisch. Sie können über die Maschinenbruchversicherung oder aus dem freien Cashflow finanziert werden. Anders sieht es bei Serienschäden aus.
Bricht zum Beispiel ein in Serie gefertigtes Bauteil aufgrund eines Fehlers im Design, können gerne bis zu 100 Windkraftanlagen ausfallen. Damit können schnell Reparaturkosten im mittleren zweistelligen Millionenbetrag zusammenkommen - an Land. Befindet sich der Windpark auf dem offenen Meer, liegen die Kosten um ein Vielfaches höher. Ein existenzbedrohendes Risiko, das bisher durch keine Versicherung gedeckt werden konnte.

Ingenieure und Underwriter auf der Suche nach dem Risiko
Bei Sonderrisiken helfen keine Standard-Pricing-Tools
„Ein besonders großes Risiko ist die Betriebsunterbrechung bei Offshore-Anlagen. Der Reparaturaufwand auf hoher See ist deutlich höher und außerdem stark von den Wetterverhältnissen abhängig. Oft dauert es Wochen, bis die Montageschiffe ihre Arbeit verrichten können. Deshalb sind bei Offshore-Anlagen derzeit nur eingeschränkte Deckungen möglich. Ein Faktor, den Hersteller und Versicherer bei ihren Zusagen berücksichtigen müssen.“