
Strom aus der Tiefe Afrikas
Rund um den ostafrikanischen Graben herrschen ideale Bedingungen zur Nutzung von Geothermie. Mit einer neu konzipierten Police sichert Munich Re das Fündigkeitsrisiko ab und trägt dazu bei, dass solche Projekte zur nachhaltigen Stromerzeugung genügend Investoren finden.

Das Risiko: Fehlbohrungen
Den Vorteilen steht der anfänglich hohe Investitionsbedarf für Bohrungen gegenüber. Dieser rechnet sich nur, wenn man tatsächlich auf ausreichend heiße und ergiebige Wasserreservoirs stößt. Andernfalls können die Anlagen nicht die erwartete Leistung bringen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Risiko von Fehlbohrungen nicht zu unterschätzen ist. Projektbetreiber und Investoren müssen immer damit rechnen, dass sie eine Geothermie-Anlage trotz kostspieliger Vorarbeiten nicht wirtschaftlich betreiben können. Munich Re tritt seit Langem für erneuerbare Energien als kohlendioxidfreie Alternative zu fossilen Brennstoffen ein und begleitet seit 2004 Geothermieprojekte als Versicherer; nun haben wir innovative Versicherungslösungen für die Tiefengeothermie entwickelt. Mit einem neuen, in Kenia versicherten Projekt (Akiira) erweitern wir unser Portfolio auf den sogenannten Hochenthalpie-Bereich, bei dem die Stromgewinnung im Vordergrund steht. Hier wird der aus der Tiefe geförderte heiße Wasserdampf genutzt, um eine Turbine zur Stromerzeugung anzutreiben. Dafür sind Wasservorkommen mit hohen Temperaturen nötig; im Idealfall hat das Wasser mehrere 100 °C. Das weltweit heißeste geothermische Vorkommen mit einer Temperatur von 420 °C ist im Toskana-Ort Larderello zu finden, wo der Dampf schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts genutzt wird. Diese Vorkommen finden sich vorzugsweise in tektonisch aktiven Gebieten, etwa entlang des pazifischen Ring of Fire (siehe auch Weltkarte oben), in Mexiko, Südostasien, der Türkei oder im Bereich des ostafrikanischen Grabenbruchs. Dort befinden sich die Reservoirs bereits in moderaten Tiefen von 1.500 bis 3.000 Metern, sodass man mit geringerem Aufwand auf wirtschaftlich nutzbare Vorkommen stößt. Im weltweiten Durchschnitt hingegen nimmt die Temperatur ausgehend von der Erdoberfläche lediglich um durchschnittlich etwa 3 °C pro 100 Meter zu, sodass man meist mehr als 4.000 Meter in die Tiefe bohren muss, um wirtschaftlich nutzbare Reservoire zu finden.
Versichert wird eine Mindestausbeute
Kenia setzt verstärkt auf Geothermie
Fondsmodell in Mexiko
Das jetzige Modell, bei dem mithilfe entsprechender Versicherungen frühzeitig Geldgeber mit ins Boot geholt werden, wird auch jenseits von Kenia Schule machen. In Mexiko beispielsweise hat Munich Re mit dem Energieministerium, der Entwicklungsbank NAFIN und der Inter-American Development Bank ein Programm aufgelegt, das einen ähnlichen Ansatz verfolgt. Der Unterschied besteht darin, dass die Fündigkeitsversicherung von Munich Re zu einem für Projektentwickler einzigartigen Gesamtpaket komplementiert wird:
- Ein Risikofonds aus Fördermitteln der Inter-American Development Bank und des Clean Technology Funds übernimmt die Haftung für die ersten kommerziell nicht versicherbaren Erkundungsbohrungen. Die Haftung für die Folgebohrungen übernimmt Munich Re.
- Ein Prämiensubventionsfonds aus Mitteln des Energieministeriums teilsubventioniert die Versicherungskosten für diese Erkundungsbohrungen.
- Die Entwicklungsbank NAFIN sichert den Projekten ein zinsgünstiges Darlehensfinanzierungspaket für alle Projektphasen zu, das so nicht durch kommerzielle Banken dargestellt werden könnte.
Von einer solchen Public Private Partnership profitieren letztlich alle Beteiligten, denn damit wird den Investoren ein „schlüsselfertiges“ und attraktives, umfassendes Haftungs- und Finanzierungspaket bereitgestellt; andererseits werden Geothermieprojekte in unerschlossenen Gebieten so überhaupt erst möglich.


- sjacob@munichre.com