
Europa braucht mehr Arbeitsmigration
Die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union darf nicht eingeschränkt werden. Der Austausch von Arbeitskräften über die Ländergrenzen hinweg ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der Binnenmarkt funktioniert. Sie nützt am Ende allen.
Die Debatte um die Freizügigkeit in der Europäischen Union muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Je mehr Menschen bereit sind, für eine Arbeitsstelle in ein anderes EU-Land zu gehen, umso besser. Längst rekrutieren deutsche Unternehmen etwa Auszubildende aus Spanien, um ihren künftigen Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs zu decken. Für die jungen Menschen aus Spanien ist dies, angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit im eigenen Lande, eine gute Chance auf einen vielversprechenden Berufseinstieg. Gleichzeitig profitiert Deutschland, denn ohne zuwandernde Arbeitskräfte hätten deutsche Unternehmen längst ein Problem, ihre vakanten Stellen zu besetzen. Deren Anteil an den gesamten Stellen war zuletzt hierzulande mit 2,3 Prozent ohnehin schon im europäischen Vergleich sehr hoch. Arbeitsmigration ist ein Zeichen dafür, dass der Binnenmarkt funktioniert. Nach Angaben der EU-Kommission leben rund 14 Millionen EU-Bürger in einem anderen EU-Mitgliedsland. Fast 80 Prozent von ihnen sind im erwerbsfähigen Alter - ihre Beschäftigungsquote lag mit rund 68 Prozent höher als bei den Einheimischen.
© Munich Re
Eine Einschränkung der Freizügigkeit von Personen führt dazu, dass der europäische Stier nicht auf vier Füßen steht, sondern mit nur drei Beinen hinkt.Michael MenhartHead of Economic Research