Globale Trends und Politik

Austerität zahlt sich aus

Die Lage erscheint düster: Trotz Reformpolitik und drastischen Einsparungen in vielen Ländern ist die Verschuldungsquote in der Eurozone im Schnitt auf knapp 93 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen. Die Arbeitslosigkeit liegt in den Krisenländern auf teilweise unerträglichem Niveau, in Griechenland und Spanien über 25 Prozent. Dennoch war und ist es richtig, auf Reformen und Konsolidierung zu setzen. Denn alle Alternativen bergen beachtliche Risiken.

02.06.2014

Eine Alternative wäre der Ausstieg der Krisenländer aus der Währungsunion: Ein Vorschlag, der im Fall einer erneuten Eskalation sicher wieder aus den Schubladen geholt werden wird. Das Risiko ist ein Domino-Effekt, der die ganze Eurozone destabilisieren könnte. Dem Austrittsland blieben unpopuläre Reformen außerdem nicht erspart. Die griechische Verwaltung würde nicht effizienter, wenn sie ihre Beamten mit Drachmen statt  Euro bezahlen würde. Eine Abwertung der Währung nach einem Austritt würde zwar den Exporten helfen, wichtige Importe wie Energie aber verteuern. Und der zwangsläufige Staatsbankrott linderte zwar die Schuldenlast. Aber das Beispiel Argentiniens hat gezeigt, wie schwer es ist, nach einer Staatspleite das Vertrauen der Märkte und die wirtschaftliche Stabilität wiederzugewinnen.

© Munich Re
Der Austritt eines Krisenlandes aus der Währungsunion könnte ein Domino-Effekt sein, der die ganze Eurozone destabilisiert.
Michael Menhart
Head of Economic Research

Eine andere Alternative könnte darin bestehen, dass der Staat viel Geld ausgibt, unterstützt durch eine lockere Geldpolitik der Zentralbank – in der Hoffnung, dem Schuldenproblem durch Wachstum zu entkommen. Haben nicht die USA diesen Weg aus der Krise aufgezeigt? Dort ist der Wachstumsmotor sehr viel schneller angesprungen als in der Eurozone, die Arbeitslosenquote ging auf 6,3 Prozent zurück. Doch gleichzeitig stieg die Staatsverschuldung auf fast 105 Prozent des Sozialprodukts. Von Haushaltsdisziplin sind die USA also weit entfernt. Dieses Modell ist nicht übertragbar, und es ist auch nicht unbedenklich. Denn irgendjemand muss die höheren Staatsausgaben finanzieren.

Keine gemeinsame Haftung ohne politische Integration

Die USA können sich Geld zu niedrigen Zinsen auf den Kapitalmärkten besorgen. Den Krisenländern der Eurozone gegenüber wären die Märkte kaum so freigiebig. Aus gutem Grund ist in Europa auch nicht in Sicht, dass die Länder gemeinsam für ihre Schulden haften. Das wäre nur bei einer stärkeren politischen Integration denkbar. Aber könnte Deutschland nicht zugunsten der Peripherie einen Teil seiner Wettbewerbsfähigkeit opfern, über stärkere Lohnzuwächse? Dies geschieht, wie die Entwicklung der Lohnstückkosten zeigt. Aber es geht ja nicht nur um die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Eurozone. Einfach gesagt: Wenn VW teurer wird, Fiat aber nicht günstiger, freuen sich Wettbewerber aus Übersee wie Hyundai. Die Kritik an einem überharten Sparkurs ist ohnehin verfehlt, weil er so nie existierte. Natürlich gab es schmerzhafte Reformen. Griechenland hat seine Lohnstückkosten seit 2009 um 13 Prozent gesenkt. Italien und Frankreich dagegen haben mit ihren Reformen gar nicht richtig begonnen. Zugleich bekamen  Griechenland, Spanien und Portugal mehr Zeit zur Konsolidierung.

Erste Erfolge bestätigen den bisherigen Kurs

Und es sind Erfolge sichtbar. 2013 wurden die Haushaltsdefizite fast in der ganzen Eurozone reduziert; der Durchschnittswert betrug 3 Prozent. In Spanien und Portugal sank die Arbeitslosigkeit zuletzt spürbar. Portugal verließ das EU-Rettungsprogramm – auch Dank Reformen. Irland ist ein weiteres Beispiel, dass sich Sparpolitik auszahlt. Es gibt daher keinen Grund diesen Kurs zu verlassen. Dieser Weg wird in den am stärksten betroffenen Ländern noch eine Weile schmerzhaft bleiben, etwa in Griechenland. Aber die Alternativen sind nicht besser sondern schlimmer.

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