
Insurance Market Outlook 2017/2018
Das weltwirtschaftliche Umfeld bleibt ein wichtiger Treiber für die Versicherungsmärkte. Die globale Erstversicherungsprämien werden nach 3,0 % (real/inflationsbereinigt 2,9 %) in 2016 in den kommenden beiden Jahren nach unserer Einschätzung genauso stark wachsen wie die Weltwirtschaft – mit durchschnittlich 4,5 % pro Jahr (real 2,9 %). Das weltweite Prämienvolumen wird voraussichtlich von knapp 4,18 Billionen Euro in 2016 auf gut 4,56 Billionen Euro in 2018 steigen. Die konjunkturelle Erholung in einigen prämienstarken Schwellenländern dürfte dabei vor allem für die globale Schaden- und Unfallversicherung ein wichtiger Wachstumsmotor für die Versicherungswirtschaft sein. In der Lebensversicherung gehen wir weiterhin von einem anhaltend hohen Bedarfszuwachs in den Schwellenländern und einem sehr moderaten Wachstum in den Industriestaaten aus.
Schaden- / Unfallversicherung

Die Prämien der globalen Schaden- und Unfallversicherung werden 2017 und 2018 aller Voraussicht nach mit 4% pro Jahr wachsen, inflationsbereinigt mit knapp 2,5 %. Damit liegen die realen Wachstumsraten jeweils gut einen halben Prozentpunkt unter dem antizipierten Wirtschaftswachstum. Zwischen den Regionen bestehen allerdings große Unterschiede beim erwarteten Prämienwachstum.
So dürfte in Nordamerika das Prämienwachstum im Vergleich zum Jahr 2016 zwar nominal stabil bleiben, real aber vor allem aufgrund einer höheren Inflation in den USA in den nächsten beiden Jahren geringer ausfallen. Hingegen erwarten wir nach einer Stagnation bzw. einem (inflationsbereinigten) Prämienrückgang eine Erholung des Schaden/Unfallgeschäfts in den entwickelten Märkten des asiatisch-pazifischen Raums, in Lateinamerika und in Afrika südlich der Sahara. In den beiden letztgenannten Regionen dürfte die Rückkehr zu positivem Prämienwachstum 2017 begründet sein durch das Ende der Rezession bzw. Wachstumseinbrüchen wichtiger Märkte wie Brasilien und Argentinien, aber auch Nigeria und Südafrika. Für beide Regionen erwarten wir bis 2018 wieder einen jährlichen Prämienanstieg von deutlich über 5 % (real ca. 4 %) und damit Zuwachsraten wie im langjährigen Mittel. Auch in den entwickelten Märkten Asien/Pazifik sollte sich das Wachstum wieder normalisieren. Dass die Prämien dort im Jahr 2016 inflationsbereinigt stagnierten, war vor allem auf einen einmaligen Wachstumseinbruch in Japan infolge regulatorischer Änderungen für das langfristige Feuergeschäft zurückzuführen.

Lebensversicherung

In den Industriestaaten ist die Entwicklung der Lebensversicherungsprämien nach wie vor von den niedrigen Zinsen belastet. Darüber hinaus ist vor allem der Verkauf von Sparprodukten – fondsgebunden oder mit Einmalbeiträgen – in vielen Märkten im vergangenen Jahr deutlich gesunken, so z.B. in Japan, Deutschland und Italien. Für die Jahre 2017 und 2018 erwarten wir in den Industriestaaten ein Prämienwachstum, das mit durchschnittlich rund 3 % (real 1,5 %) weiterhin unterhalb des BIP-Wachstums liegen dürfte.
In den meisten Schwellenländern hingegen erwarten wir eine relativ stabile Entwicklung der Prämien auf hohem Niveau: in Osteuropa prognostizieren wir für 2017 und 2018 ein Prämienwachstum von durchschnittlich 6,5 % (real 5,0 %), in Lateinamerika von knapp 8,5% (real 6,5%) und in der MENA-Region von 8,0 % (real ca. 6,5 %). Die Prognose für die Länder Afrikas südlich der Sahara liegt mit knapp 4 % (real gut 2,0 %) deutlich unter den anderen Regionen, beeinflusst vor allem durch das erwartet niedrige Prämienwachstum in Südafrika.

Langfristiger Ausblick
Insgesamt gehen wir davon aus, dass bis zum Jahr 2025 die Erstversicherungsprämien global im Durchschnitt gleich stark wachsen werden wie die Wirtschaftsleistung (gut 4,5 %, real knapp 3%). Somit rechnen wir im Jahr 2025 mit einem weltweiten Prämienvolumen von ungefähr 6,35 Billionen Euro. Treiber dafür sind nach wie vor die Schwellenländer, deren Prämienwachstum mit knapp 9,5 % p.a. (real 7,5 %) auch weiterhin deutlich über dem Wirtschaftswachstum (ca. 6,5 %, real 4,5 %) liegen dürfte. In der Lebensversicherung erwarten wir global mit knapp 5 % p.a. (real 3,0 %) langfristig höhere Zuwächse als in der Schaden- und Unfallversicherung, die mit knapp 4,5 % p.a. (real 2,5 %) wachsen dürfte.
Wie bei den volkswirtschaftlichen Prognosen bestehen natürlich auch beim Versicherungsmarktausblick beträchtliche Unsicherheiten. So können wirtschaftliche Krisen das Prämienwachstum vor allem in der Schaden- und Unfallversicherung stark negativ beeinflussen – und sogar, wie 2016 im Falle Lateinamerikas, zu einer Schrumpfung führen. Die aktuell bestehenden politischen und wirtschaftlichen Risiken für den Konjunkturausblick dürften sich somit im Falle ihres Eintretens auch negativ auf die betreffenden Versicherungsmärkte auswirken.
Die derzeitige Konjunkturschwäche in einigen Schwellenländern sollte allerdings nur vorübergehender Natur sein, weshalb wir in unserem Basisszenario mittelfristig eine Stabilisierung des wirtschaftlichen Umfelds erwarten. Damit dürfte dort die Nachfrage nach Schaden- und Unfallversicherungsprodukten mit weiter zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen auch wieder spürbar ansteigen.
Steigender Lebensstandard und zugleich wachsender Absicherungsbedarf dürften dafür Sorge tragen, dass die Lebensversicherung in den Schwellenländern aller Voraussicht nach auch langfristig weiter stark wachsen wird. Hinzu kommen demographische Herausforderungen in einzelnen Ländern, so zum Beispiel in China. Eine gewisse Abnahme der Wachstumsdynamik infolge von Sättigungseffekten ist dabei eine natürliche Entwicklung. In den meisten Industriestaaten könnten steigende Zinsen das Geschäft langsam wieder beleben, zumal weiterhin ein hoher Vorsorgebedarf aufgrund der Alterung dieser Gesellschaften besteht. Neue Produkte könnten hier ein zusätzlicher Treiber sein, wobei mehr Flexibilität, die Absicherung biometrischer Risiken, Digitalisierung im Vertrieb und bei der Risikoprüfung sowie unit-linked- und Hybridprodukte im Vordergrund stehen dürften.



