
Klimaversicherung – Baustein für nachhaltiges Wachstum
Internationale Konferenzen haben 2015 starke klimapolitische Akzente gesetzt und neue Wege eröffnet. Erstmals wurden auch Versicherungsinstrumente als Lösungen genannt, um Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Privatwirtschaft und Staaten müssen dazu kooperieren.
Entwicklungsländer sind besonders verwundbar

Die Bandbreite der Anpassungsoptionen ist gefahren- und regionenspezifisch, lässt sich aber im Wesentlichen in zwei Kategorien unterteilen:
- Ex-Ante-Präventionsmaßnahmen zur Schadenminderung vor einem Katastrophenereignis: Darunter fallen Frühwarnsysteme, aber auch bauliche Schutzmaßnahmen und Landnutzungsregulierungen.
- Ex-Post-Maßnahmen zur Bewältigung der Schadenfolgen: Hierzu gehören die humanitäre Katastrophenhilfe und Finanzierungssysteme. Sie tragen dazu bei, die ökonomischen Konsequenzen zu bewältigen, ermöglichen Reparatur- und Wiederaufbaumaßnahmen und schaffen damit Resilienz.
Klimaversicherung als wichtiges Anpassungsinstrument

Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Institutionen sind notwendig
Um das Ziel der G7 zu erreichen, kommt es zum einen darauf an, dass die betroffenen Staaten aktiv entsprechende Regulierungsmaßnahmen ergreifen und sich finanziell an dem Vorhaben beteiligen. Darüber hinaus ist der ergänzende Einsatz internationaler Hilfsgelder oder eine Anlaufunterstützung mit Mitteln aus Klimafonds wie dem „Green Climate Fund“ (GCF) ein Erfolg versprechender Weg. Nur so lassen sich nachhaltige – also dauerhaft stabil finanzierte – Versicherungssysteme in Entwicklungs- und Schwellenländern aufbauen, die es den Menschen ermöglichen, sich besser an die Änderungsrisiken aus dem Klimawandel anzupassen. Derartige Klimaversicherungslösungen können zu einem Paradebeispiel für Kooperationen zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor werden. Die Rollenverteilung lässt sich klar anhand von Kompetenzen und Ressourcen beider Kooperationspartner definieren:
- Die öffentliche Hand bestimmt den rechtlichen und regulatorischen Rahmen sowie die politisch-gesellschaftlichen Ziele. National oder international können zudem der Aufbau von Wetterdatenbanken, die Entwicklung öffentlich zugänglicher Risikoinformationssysteme und der Wissensaufbau in der Bevölkerung unterstützt werden.
- Die Versicherungswirtschaft ist für die Entwicklung und Umsetzung von Klimaversicherungslösungen zuständig. Dazu stellt sie Knowhow, Risikomodelle, „Best Practice“-Erfahrung aus anderen Ländern und insbesondere Risikokapital zur Verfügung. Damit der Mechanismus dauerhaft und stabil funktioniert, müssen risikoadäquate Prämien erhoben werden. Nur dann erhalten die Risiken ein realistisches Preisschild, das ihrem Schadenpotenzial entspricht und einen Anreiz für risikomindernde Maßnahmen schafft.
In der Vergangenheit stellten unterschiedliche Perspektiven zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand bei Fragen der Risikofinanzierung oft unüberwindliche Hürden dar, um in wirtschaftlich schwachen Ländern Versicherungssysteme aufzubauen. Doch das Bewusstsein wächst, dass gerade diese Länder die höchste Dringlichkeit haben, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.
Verbindung zu Energiefragen
Eng verknüpft sowohl mit den Klima- wie auch den entwicklungspolitischen Zielen war 2015 das Thema Energie, etwa auf dem zweiten UN Sustainable Energy for All Forum (SE4ALL) in New York. Es knüpfte an den Schwung der Auftaktveranstaltung der UN-Dekade zu SE4ALL (2014–2024) an und gab bis 2030 folgende Ziele vor:
- Zugang aller Menschen zu modernen Energieservices
- Verdoppelung der Steigerungsrate der weltweiten Energieeffizienz (Verhältnis aus Bruttoinlandsprodukt/Energieeinsatz)
- Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien am weltweiten Energiemix
Für den Ausbau der dafür nötigen CO2-armen Energietechnologien sind nach Schätzungen der Weltbank zusätzliche jährliche Investitionen im Energiesektor von 600 bis 800 Milliarden US-Dollar erforderlich. Neuere Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) kommen auf noch höhere Werte. Solche Summen stellen eine gewaltige Herausforderung dar. Blickt man jedoch auf die Vergangenheit, in der sich zwischen 2004 und 2015 der jährliche weltweite Kapitalzufluss in Technologien für erneuerbare Energien auf zuletzt 330 Milliarden US-Dollar mehr als verfünffacht hat, scheint dieses Ziel realisierbar. Auch hier kann die Versicherungswirtschaft einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie Projektrisiken absichert und Energieprojekte für Investoren damit attraktiver macht. Noch sind viele dieser Risikotransferlösungen Spezialprodukte, die eine besondere Expertise erfordern. Aufgabe der Politik ist es, wie bereits bei den Versicherungslösungen zur Anpassung an den Klimawandel, klare Signale zu setzen und die energiepolitischen Zielsetzungen mit konkreten Initiativen zu unterlegen. Das Ziel sollte sein, über Public Private Partnerships Standardisierungen auf der Finanzierungs- und Risikotransferseite – und damit weitere Kosteneffizienz – zu erreichen. Daneben kann die Assekuranz im Rahmen ihres Kapitalanlagenmanagements eine wesentliche Rolle als Investor in Energieprojekte übernehmen. Die internationale Klimapolitik hat 2015 ein Fenster für neue Handlungsansätze geöffnet. Munich Re unterstützt den Aufbau von Versicherungssystemen im Bereich Klima- und Naturkatastrophen mit ihrer geowissenschaftlichen und Underwriting-Fachexpertise, mit Schadendaten aus ihrer NatCatSERVICE-Datenbank und mit privatwirtschaftlichem Risikokapital.
/Rauch%20Ernst_OS_1311_rgb_1-1.png)
- erauch@munichre.com