
Verheerendes Erdbeben in Nepal
Das Erdbeben der Magnitude 7,8, das am Samstag Nepal und seine Hauptstadt Kathmandu getroffen hat, ist eine humanitäre Tragödie, sagt Alexander Allmann, Erdbebenexperte von Munich Re. Teile des kulturellen Erbes der Menschheit sind zerstört. Wegen des hohen Erdbebenrisikos in der Region und der Schadenanfälligkeit von Gebäuden und Infrastruktur bei solchen Erdbeben war dies leider in gewisser Weise auch eine angekündigte Katastrophe.
Umso dringender ist daher, dass Regierungen schnell handeln und möglichst international unterstützt werden. Die kürzlich eingeführte OpenQuake-Plattform der Initiative Global Earthquake Model könnte hierbei unterstützen. Es zielt darauf ab, durch die Bewertung der Erdbebenrisiken speziell in Entwicklungsländern das Risikobewusstsein zu stärken und so eine bessere Prävention zu ermöglichen.
Erdbeben - eine Definition
Warum ereignen sich Erdbeben?
Über 90 Prozent der Erdbeben ereignen sich in Gebieten, in denen großtektonische Platten aneinander grenzen. Dort befinden sich auch viele aktive vulkanische Gebiete. Entsprechend der Relativbewegung der Platten lassen sich folgende Zonen unterscheiden:
- Konvergenzzonen, an denen Platten zusammenstoßen. Konvergieren eine ozeanische und eine kontinentale Platte, schiebt sich das schwerere ozeanische Krustenmaterial unter die kontinentale Platte und taucht in die Tiefe ab. Dort wird das Gesteinsmaterial aufgeschmolzen. In diesem Fall spricht man von einer Subduktionszone (Beispiel: Pazifikküste vor Südamerika).
- Divergenzzonen, an denen Platten auseinanderdriften (Beispiel: Mittelatlantischer Rücken).
- Transformstörungen, an denen Platten horizontal aneinander vorbeigleiten (Beispiel: San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien).
Wegen des unterschiedlich starken Spannungsaufbaus entstehen die stärksten Erdbeben an Konvergenzzonen (Chile 1960, Sumatra 2004), gefolgt von Transform- (San Francisco 1906) und Divergenzzonen. Da die Herde der Beben an Konvergenzzonen häufig im Meer liegen, tragen diese starken Beben mit ca. 30 Prozent zum globalen Gesamtschaden aus Erdbeben bei. Sie weisen ein hohes Maß an Tsunamiegefährdung auf.
