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Klimawandel
Der Klimawandel geht weiter
Ein Kraftakt: Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), also der aus Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen bestehende Weltklimarat, bewertet tausende Studien zum Klimawandel nach qualitativen wie quantitativen Kriterien und schafft so einen Überblick über den gesicherten Stand der Forschung. Nun liegt mit dem Bericht „The Physical Science Basis“ der erste Teil des 5. Sachstandsberichts des IPCC vor. TOPICS Online befragte Dr. Eberhard Faust, leitender Fachexperte für Naturgefahren bei Munich Re, zu den wichtigsten Erkenntnissen.
27.09.2013
Herr Dr. Faust, heute hat der Weltklimarat IPCC den Teil „Wissenschaftliche Grundlagen“ des 5. Sachstandsberichts veröffentlicht. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse zu den Ursachen des Klimawandels?
Im Vergleich zum letzten Bericht von 2007 ist man sich noch sicherer, dass der Klimawandel maßgeblich von menschlichen Einflüssen verursacht wird. Ging man 2007 noch davon aus, dass mindestens die Hälfte der Erwärmung seit 1950 sehr wahrscheinlich auf anthropogene Faktoren zurückzuführen sind, ist das nun äußerst wahrscheinlich. In Zahlen: statt von einer mindestens 90 prozentigen Wahrscheinlichkeit sprechen wir jetzt von mindestens 95 Prozent – es ist nochmals klarer geworden! Dazu gibt es nun eine Vielzahl an neuen Studien, die u.a. belegen, dass seit 1880 die Temperatur im globalen Mittel um 0,85° C gestiegen ist – wichtig dabei, dass die drei letzten Dekaden, also seit 1981, die wärmsten seit 1851 waren und die letzte auch die absolut wärmste.
Heißt das nun, dass sich die Wissenschaft einig ist: Die menschgemachten Emissionen an klimawirksamen Gasen befeuern den Treibhauseffekt?
Ja, da besteht in allen seriösen wissenschaftlichen Studien Einigkeit, dass die fortwährende Emission von CO2, Methangas und Stickstoffoxiden für eine Zunahme der Temperatur in der unteren Atmosphäre sorgen. Das gilt sogar, wenn man andere anthropogene Einflüsse gegenrechnet, die eine kühlende Wirkung haben, beispielsweise die Emission von Sulfatpartikeln aus industriellen Prozessen.
In den Medien liest man dagegen in letzter Zeit immer wieder, dass der Klimawandel pausiert oder gar zum Stillstand komme, weil der Temperaturanstieg gebremst wurde. Hat der Weltklimarat eine Antwort darauf?
In der Tat beobachten wir seit 1998 eine relativ geringe Erwärmung. So ist die globale mittlere Temperatur von 1951 bis 2010 pro Dekade im Schnitt um 0,12° C gestiegen, seit 1998 aber nur um 0,05° C. Der Bericht zeigt, dass der Klimawandel keineswegs zu Ende ist, wie manchmal behauptet wird. So geht die Emission der Klimagase unvermindert weiter. Der verlangsamte Anstieg der Temperatur beruht zu einem erheblichen Teil auf natürlichen Fluktuationen im Klimasystem. Wichtige Elemente dabei sind El Niño und La Niña sowie eine Jahrzehnte übergreifende Schwingung der Oberflächentemperatur im Pazifik. Die aktuell kühle Phase trug zur Minderung des Erwärmungstrends bei. Bei einer kurzfristigeren Betrachtung nur über ein Jahrzehnt können natürliche Klimaschwankungen den langfristigen Trend maskieren.
Gibt es noch andere Gründe dafür?
Auch die wirksame Sonneneinstrahlung war in den vergangenen 15 Jahren schwächer als in den vorangegangenen Jahren. Durch mehrere Vulkanausbrüche sowie Industriezentren in Asien sind Unmengen von Sulfatpartikeln in die oberen Atmosphäre gelangt, die für einen kühlenden Effekt sorgen. Zudem schwankt auch die Strahlungsintensität unserer Sonne in einem 11-jährigen Zyklus: Nach einem relativen Maximum der im Jahr 2000 hat die Strahlungsmenge bis 2009 stetig abgenommen. Seither steigt sie wieder, hat aber immer noch nicht das damalige Niveau erreicht.
Der Klimawandel geht also weiter. Was bedeutet das für Gesellschaft und Versicherer?
Der Bericht macht unzweideutig klar, dass wir uns in bestimmten Regionen auf häufigere Extremwetterereignisse einstellen müssen. Er bestätigt deren Zunahme und präzisiert sie regional. In den meisten Landregionen muss mit einer weiteren Zunahme von Starkniederschlägen gerechnet werden, in immer mehr Regionen auch mit Hitzewellen und Dürren. Intensive tropische Wirbelstürme werden auf lange Sicht in einigen Ozeanbecken häufiger auftreten.
Herr Dr. Faust, Sie arbeiten ebenfalls als Lead Author an einem Kapitel des Berichts der Working Group II (Impacts, adaptation and vulnerability). Mit welchen Themen sind Sie da befasst?
Innerhalb dieser Arbeitsgruppe, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Anpassungsmaßnahmen beschäftigt, bin ich für das Kapitel „Key Economic Sectors and Services“ mitverantwortlich. Darin betrachten meine Kollegen und ich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sektoren Energie, Wasser, Transport, Land- und Forstwirtschaft, Rekreation und Tourismus, und natürlich auf die Finanzwirtschaft und auf Versicherer im speziellen. Unsere Ergebnisse werden wir im März 2014 vorstellen.
Im Vergleich zum letzten Bericht von 2007 ist man sich noch sicherer, dass der Klimawandel maßgeblich von menschlichen Einflüssen verursacht wird. Ging man 2007 noch davon aus, dass mindestens die Hälfte der Erwärmung seit 1950 sehr wahrscheinlich auf anthropogene Faktoren zurückzuführen sind, ist das nun äußerst wahrscheinlich. In Zahlen: statt von einer mindestens 90 prozentigen Wahrscheinlichkeit sprechen wir jetzt von mindestens 95 Prozent – es ist nochmals klarer geworden! Dazu gibt es nun eine Vielzahl an neuen Studien, die u.a. belegen, dass seit 1880 die Temperatur im globalen Mittel um 0,85° C gestiegen ist – wichtig dabei, dass die drei letzten Dekaden, also seit 1981, die wärmsten seit 1851 waren und die letzte auch die absolut wärmste.
Heißt das nun, dass sich die Wissenschaft einig ist: Die menschgemachten Emissionen an klimawirksamen Gasen befeuern den Treibhauseffekt?
Ja, da besteht in allen seriösen wissenschaftlichen Studien Einigkeit, dass die fortwährende Emission von CO2, Methangas und Stickstoffoxiden für eine Zunahme der Temperatur in der unteren Atmosphäre sorgen. Das gilt sogar, wenn man andere anthropogene Einflüsse gegenrechnet, die eine kühlende Wirkung haben, beispielsweise die Emission von Sulfatpartikeln aus industriellen Prozessen.
In den Medien liest man dagegen in letzter Zeit immer wieder, dass der Klimawandel pausiert oder gar zum Stillstand komme, weil der Temperaturanstieg gebremst wurde. Hat der Weltklimarat eine Antwort darauf?
In der Tat beobachten wir seit 1998 eine relativ geringe Erwärmung. So ist die globale mittlere Temperatur von 1951 bis 2010 pro Dekade im Schnitt um 0,12° C gestiegen, seit 1998 aber nur um 0,05° C. Der Bericht zeigt, dass der Klimawandel keineswegs zu Ende ist, wie manchmal behauptet wird. So geht die Emission der Klimagase unvermindert weiter. Der verlangsamte Anstieg der Temperatur beruht zu einem erheblichen Teil auf natürlichen Fluktuationen im Klimasystem. Wichtige Elemente dabei sind El Niño und La Niña sowie eine Jahrzehnte übergreifende Schwingung der Oberflächentemperatur im Pazifik. Die aktuell kühle Phase trug zur Minderung des Erwärmungstrends bei. Bei einer kurzfristigeren Betrachtung nur über ein Jahrzehnt können natürliche Klimaschwankungen den langfristigen Trend maskieren.
Gibt es noch andere Gründe dafür?
Auch die wirksame Sonneneinstrahlung war in den vergangenen 15 Jahren schwächer als in den vorangegangenen Jahren. Durch mehrere Vulkanausbrüche sowie Industriezentren in Asien sind Unmengen von Sulfatpartikeln in die oberen Atmosphäre gelangt, die für einen kühlenden Effekt sorgen. Zudem schwankt auch die Strahlungsintensität unserer Sonne in einem 11-jährigen Zyklus: Nach einem relativen Maximum der im Jahr 2000 hat die Strahlungsmenge bis 2009 stetig abgenommen. Seither steigt sie wieder, hat aber immer noch nicht das damalige Niveau erreicht.
Der Klimawandel geht also weiter. Was bedeutet das für Gesellschaft und Versicherer?
Der Bericht macht unzweideutig klar, dass wir uns in bestimmten Regionen auf häufigere Extremwetterereignisse einstellen müssen. Er bestätigt deren Zunahme und präzisiert sie regional. In den meisten Landregionen muss mit einer weiteren Zunahme von Starkniederschlägen gerechnet werden, in immer mehr Regionen auch mit Hitzewellen und Dürren. Intensive tropische Wirbelstürme werden auf lange Sicht in einigen Ozeanbecken häufiger auftreten.
Herr Dr. Faust, Sie arbeiten ebenfalls als Lead Author an einem Kapitel des Berichts der Working Group II (Impacts, adaptation and vulnerability). Mit welchen Themen sind Sie da befasst?
Innerhalb dieser Arbeitsgruppe, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Anpassungsmaßnahmen beschäftigt, bin ich für das Kapitel „Key Economic Sectors and Services“ mitverantwortlich. Darin betrachten meine Kollegen und ich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sektoren Energie, Wasser, Transport, Land- und Forstwirtschaft, Rekreation und Tourismus, und natürlich auf die Finanzwirtschaft und auf Versicherer im speziellen. Unsere Ergebnisse werden wir im März 2014 vorstellen.