Klimawandel
COP21 – Nutzen wir die neuen Chancen!
2015 war in mehrerlei Hinsicht ein Klimajahr: Es bescherte uns einen neuen globalen Temperaturrekord, der aufgrund des intensiven El Niño sogar jenen des letzten Rekordjahrs 2014 deutlich übertraf. Es war gerade so, als ob damit noch ein gewichtiges Argument für die Klimaverhandlungen geliefert werden sollte.
02.03.2016
Während des gesamten Jahres baute sich der Spannungsbogen in Richtung des Klimagipfels in Paris auf, mit sehr hochfliegenden Erwartungen. Allen war klar, dass ein Scheitern wie 2009 in Kopenhagen das Ende des Verhandlungsprozesses unter dem Dach der UN bedeuten würde – das galt es zu verhindern. Die G7-Länder hatten im Juni in Elmau ein gutes Fundament gelegt, indem sie ihre Verpflichtungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung sowie zu Unterstützungszahlungen an die Entwicklungsländer bekräftigten. Ein Novum war allerdings die Verständigung auf ein Projekt, das in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 400 Millionen Menschen in Entwicklungsländern ermöglichen soll, sich mit Versicherungslösungen gegen die zunehmenden Schäden durch Wetterextreme abzusichern. Diese Initiative hat das deutliche Signal gesendet: Wir nehmen die Probleme der Menschen in den Entwicklungsländern ernst und sind bereit, Verantwortung für die Emissionen zu übernehmen.
Positive Stimmungslage beflügelte den guten Willen vieler sonst eher blockierender Länder
Diese Geste hat meines Erachtens das Verhandlungsklima, das ja immer unter dem Konflikt zwischen den Verursachern des Klimawandels und jenen Ländern steht, die am meisten darunter zu leiden haben, positiv beeinflusst. Weitere förderliche Faktoren waren die hervorragende Organisation der Konferenz durch die französischen Gastgeber und die ausgezeichnete Verhandlungsführung des französischen Außenministers Laurent Fabius. Nicht zuletzt durch diese positive Stimmungslage, die den guten Willen vieler sonst eher blockierender Länder beflügelte, gelang ein Durchbruch. Ich glaube, das Ergebnis des Klimagipfels ist das bestmögliche, das derzeit erreicht werden konnte. Und man hat sich sogar mit dem Ziel, die globale Erwärmung auf „deutlich unter zwei Grad Celsius“ zu beschränken, ein noch schärferes Limit gesetzt als anfänglich geplant. Einige Risiken des „Paris Agreement“ gibt es jedoch: Die Regierungschefs müssen den Vertrag noch ratifizieren lassen; Sanktionen, wenn die freiwillig abgegebenen Reduktionsziele nicht eingehalten werden, fehlen; und es besteht die Möglichkeit einer Vertragskündigung. Zudem muss man sich ganz klar darüber sein: Selbst wenn nun alle Versprechungen eingehalten werden und die Reduktionsziele in fünfjährigen Überprüfungsperioden nachgeschärft werden, ist der Klimawandel nicht mehr zu stoppen.
Versicherungslösungen nun offiziell Teil der Anpassungsmöglichkeiten
Dennoch, Paris war ein Durchbruch: Die Chancen, den Klimawandel in einen für die meisten Länder noch beherrschbaren Rahmen einzubremsen, sind erheblich gestiegen. Die bereits heute bei einer globalen Erwärmung von bisher knapp einem Grad Celsius erkennbaren Auswirkungen werden sich jedoch verschärfen, massivere Anpassungsanstrengungen sind daher erforderlich. Aus unserer Sicht ist außerdem sehr positiv zu werten, dass Versicherungslösungen nun ganz offiziell im Artikel 8 des „Paris Agreement“ als Teil der Anpassungsmöglichkeiten gesehen werden. Als gute und ausbaubare Ansätze werden zum Beispiel die bereits operativen Poollösungen zur Deckung von Schäden durch Extremwetterereignisse in ärmeren Ländern wie die African Risk Capacity (ARC), die Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility (CCRIF) und die Pacific Catastrophe Risk Assessment and Financing Initiative (PCRAFI) betrachtet. Nun ist es an uns, den Versicherern, die sich neu ergebenden Chancen mit Leben zu füllen. Gerade wir als global agierender Rückversicherer kennen die regional sehr unterschiedlichen Gefährdungslagen und deren Veränderungen sowie die Vulnerabilitäten besser als jeder andere. Das Management der Risiken – auch jener durch den Klimawandel – ist Teil unseres Kerngeschäfts. Nach Paris stehen nun die Türen offen, unsere Expertise einzubringen, um die Resilienz der menschlichen Gesellschaft gegenüber den nicht mehr vermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels in relevanter Weise zu erhöhen. Lassen Sie uns diese Chance nutzen!
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Munich Re Experten

Peter Höppe
Leiter Geo Risks Research/Corporate Climate Centre
Munich Re (bis 31.12.2017)
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