
Klimaschutz oder der Kampf gegen die Windmühlen
Peter Höppe war als Leiter der GeoRisikoForschung von Munich Re bei 14 UN-Klimagipfeln. Manche brachten Enttäuschung wie Kopenhagen 2009 oder überraschend Konstruktives wie Paris 2015. Ein Fazit zum Ende seiner Amtszeit bei Munich Re und nach Abschluss des Bonner Klimagipfels COP23.
2017 wird wieder eines der wärmsten Jahre
Solche einzelnen Ereignisse können aber nicht eindeutig auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Jedoch: Die Wissenschaft erwartet durch den Klimawandel für die Zukunft einen höheren Anteil der sehr schweren Stürme, auch wenn es wahrscheinlich keine Zunahme der Gesamtzahl der Hurrikane geben wird. Wenn man so will, hat also 2017 möglicherweise vor Augen geführt, wie die Zukunft aussehen könnte.
Klimaversicherungen wichtiger Baustein
Die Fortschritte der vielen Klimagipfel der Vergangenheit will ich nicht kleinreden: Vor allem das Kyoto-Protokoll von 1997 mit einem Klimarahmenabkommen, der in Kopenhagen beschlossene Konsens, die globale Erwärmung unterhalb von zwei Grad zu halten und das 2010 in Cancún aufgelegte „Loss and Damage“-Programm mit demGreen Climate Fund(GCF), der Nicht-Industrieländer bei der Klimafinanzierung und der Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterstützen soll. Klimaversicherungen können hierbei ein wichtiger Baustein für Entwicklungsländer sein. Der Beschluss des G7-Gipfels in Elmau 2015, ein Projekt zur Versicherung von Klimarisiken zu initiieren, zielt genau in diese Richtung. Bis 2020 sollen zusätzliche 400 Millionen Menschen in Entwicklungsländern einen Basis-Versicherungsschutz gegenüber Wetterextremen bekommen. Die nun in Bonn gestartete InsuResilience-Partnerschaft ist hier der nächste logische Schritt.
Niemals war den Politikern die Dringlichkeit so klar wie heute, noch nie waren die Zusagen für Emissionsminderungen so weitgehend. Dennoch: Auf der Vermeidungsseite passiert fast nichts. Die CO2-Emissionen stagnierten in den vergangenen Jahren, aber eigentlich hätte sie sinken müssen. Und 2017 steigen sie wahrscheinlich sogar wieder, auch in Deutschland. Wir rechten weiter darüber, inwieweit Industrieländern Schwellenländer dabei unterstützen müssen, damit sie mit den Folgen des Klimawandels umgehen können. Und ob China als Schwellenland oder als Industrieland gelten sollte. China hat vor etwa einem Jahrzehnt die USA als Land mit den höchsten Emissionen von Treibhausgasen überholt. Hoffnung macht, dass die erneuerbaren Energien in China sehr rasch ausgebaut werden. Das hat schon dazu geführt, dass die Kohlenutzung in den letzten Jahren zurückgegangen ist.
Gesellschaften müssen sich anpassen
Daten zeigen: Schäden durch schwere Gewitter steigen
Ein großer Fortschritt sind auch Innovationen im Bereich finanzieller Risikovorsorge, zum Beispiel durch neuartige Versicherungskonzepte. So sorgt Versicherung dafür, dass in armen Inselstaaten der Karibik spätestens zwei Wochen nach einem Hurrikan Millionensummen ausgezahlt werden, mit denen Nothilfe geleistet und Infrastruktur wiederhergestellt werden kann. Ähnliche Versicherungspools wie die CCRIF in der Karibik gibt es auch in Afrika und im Pazifik. Munich Re hat schon 2005 in diese Richtung gedacht und den Think Tank Munich Climate Insurance Initiative (MCII) ins Leben gerufen. Die MCII hat sehr viel erreicht, zuletzt wurde ihr beim Klimagipfel in Bonn der „Momentum for Change Award“ der UNFCCC verliehen für ein Mikroversicherungs-Pilotprojekt in der Karibik.
Ich bin also durchaus optimistisch für die Zukunft. Nicht wegen des Fortschritts beim Klimaschutz, denn der ist eindeutig unzureichend. Sondern da sich Menschen, Gesellschaften, Unternehmen kreativ auf die Risiken eines sich ändernden Klimas einstellen. Versicherer wie Munich Re sind bereit, mehr Risiken zu übernehmen und so betroffenen Menschen nach einer Katastrophe auch verstärkt finanziell wieder auf die Beine zu helfen. Damit lässt sich das Menschheitsrisiko Klimawandel natürlich nicht besiegen. Aber seine Folgen werden verringert oder abgemildert.

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