Betriebsunterbrechung

Behördlich verordnete Betriebsunterbrechung

So sichern Sie die finanziellen Schäden ab

Die neue Betriebsunterbrechungsversicherung NDBI Pharma IQ bietet Deckung ohne vorausgehenden Sachschaden. Das innovative Konzept wurde im September 2015 von Munich Re und dem amerikanischen Maklerunternehmen Marsh USA Inc. gemeinsam auf den Markt gebracht. Die Versicherungslösung bietet pharmazeutischen Unternehmen Schutz vor Verlusten, wenn sie aufgrund eines Verstoßes gegen geltende Anforderungen an die Herstellung (Good Manufacturing Practices, GMP) Produktion und Vertrieb vorübergehend einstellen, sei es freiwillig oder auf Anordnung der Behörden. In die Deckung können mehrere Produktionsstandorte aufgenommen werden, darunter auch Fremdfirmen.

27.07.2016

NDBI Pharma IQ bietet Life-Science-Unternehmen Deckung in Höhe von insgesamt bis zu 10 Millionen US-Dollar für Betriebsunterbrechung ohne vorausgehenden Sachschaden sowie Sanierungs- und Mehrkosten für bis zu zehn Produktionsstandorte, darunter auch Fremdfirmen. Die NDBI Pharma IQ Deckung ist ausschließlich über Marsh USA Inc. und Munich Re erhältlich. Als weitere Besonderheit bietet NDBI Pharma IQ 60 Stunden Beratung im Rahmen von ergänzenden Services zur Risikoeinschätzung und -quantifizierung durch Experten von Marsh Risk Consulting aus den Bereichen Forensic Accounting, Business Continuity und Sachrisiken. Bei Bedarf stehen weitere Deckungskapazitäten und Beratungsleistungen zur Verfügung.

Das Interesse an der ersten Deckung dieser Art ist groß. Sie wurde speziell für die pharmazeutische Industrie entwickelt. Topics Online sprach mit André Knoerchen von Munich Re und Nathaniel (Ty) Howe bei Marsh USA Inc. über das neue Konzept, wie es den Bedürfnissen der Kunden gerecht wird und warum es so gut ankommt.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung von Pharma IQ?

André Knoerchen: Es handelt sich hier um einen völlig neuen Lösungsansatz, der mit interner und externer Expertise speziell für Pharmaunternehmen entwickelt wurde. Zunächst mussten wir dafür ein tiefgreifendes und sehr detailliertes Verständnis der Kundenbedürfnisse entwickeln. Da waren Geduld und Ausdauer gefragt. Als Grundlage für solides Versicherungsunderwriting haben wir viele ausführliche Gespräche mit potenziellen Kunden geführt, den Input von externen Experten analysiert, Datenbanken aufgebaut und Risiken modelliert.

Können Sie kurz erläutern, welche Besonderheiten das Risiko auszeichnen?

André Knoerchen: Das regulatorische Risiko galt bislang im Pharmasektor als nicht versicherbar, insbesondere wenn internationale Lieferketten betroffen waren. Wenn die Produktion auf Anordnung der Behörden an eigenen Standorten oder an Produktionsstätten wichtiger Zulieferer eingestellt werden muss, kann das für Pharmahersteller existenzbedrohend sein. Es war sehr komplex, das Risiko zu kalkulieren, um eine Deckung für die relevanten Szenarien anzubieten. Immerhin ist auch eine vorsorgliche Einstellung der Produktion noch vor der offiziellen Anordnung durch die Behörde eingeschlossen.

Das Produkt umfasst auch eine Risikoeinschätzung und Beratung durch Experten von Marsh Risk Consulting. Inwieweit unterstützt Pharma IQ damit das interne Risikomanagement im Pharmaunternehmen und die Investoren?

André Knoerchen: Das ist ein sehr wichtiges Element. Life-Science-Unternehmen unterliegen heute mehr denn je einer strengen Überwachung. Deshalb haben die Investoren ein starkes Interesse an einem hoch entwickelten Risikomanagement. Unsere Risikoeinschätzung ist daher für die angemessene Berücksichtigung von Risiken sehr wertvoll. Gerade bei Großrisiken sind zusätzliche Maßnahmen der Schadenkontrolle zu treffen. Hier profitieren die Kunden von der Außensicht auf die jeweilige Risikosituation und können entsprechend handeln. Darüber hinaus stärkt Pharma IQ auch die Tragfähigkeit von M&A Aktivitäten. Manche Unternehmen erwägen, die ursprünglich für herkömmliche Versicherungsdeckungen vorgesehenen Mittel umzuwidmen, um unsere Lösung in das jeweilige Risikomanagement-Programm zu integrieren.

Pharma IQ ist das Ergebnis echter Pionierarbeit. Sind in dieser Richtung weitere Produkte zu erwarten?

André Knoerchen: Wir haben sehr viel Zeit und Ressourcen in dieses Unterfangen investiert, um uns intensiv mit den Bedürfnissen und Wünschen dieses speziellen Wirtschaftszweigs auseinanderzusetzen, ohne vorher genau zu wissen, welches Produkt am Ende herauskommt. Das hat allen nicht nur großen Mut, sondern auch eisernes Durchhaltevermögen abverlangt. Jenny Yu und ihr Team haben besonders zum Gelingen des Projekts beigetragen. Am Ende wurde eine herausragende Lösung erzielt. Das macht das Ganze definitiv zu einem Erfolgsmodell. Die Assekuranz muss Innovationen voranbringen, um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein. Das wurde vor kurzem auch auf der RIMS-Konferenz in San Diego an den Themen und Diskussionen deutlich. Die Nachfrage nach maßgeschneiderten Produktkonzepten wird weiter steigen. Für künftige Produktentwicklungen ist Pharma IQ ein Beispiel für Best Practice.

Pharma IQ ist eine Erfolgsgeschichte für Innovation. So wurde ein großer Deal mit einem Kunden realisiert, der die Deckung 2015 abgeschlossen hat. Wann erkannte der Kunde erstmals, dass hier Absicherungsbedarf bestand?

Ty Howe: Unserem Kunden war die Abhängigkeit von einer einzigen Produktionsstätte schon lange bewusst. Das potenzielle Ausmaß des Risikos wurde nicht zuletzt durch einen Großschaden bei Genzyme Corporation vor einigen Jahren unterstrichen. Es bestand gleich Interesse an Pharma IQ und nach ersten Sondierungsgesprächen über die Deckung wurde der Vorstand eingebunden. Der Vorstand votierte sofort für den Abschluss, um das Lieferkettenrisiko effektiv zu verringern.

Hatte das Unternehmen früher schon einmal versucht, sich gegen dieses Risiko zu versichern?

Ty Howe: Nein, weil es vor der Entwicklung von Pharma IQ auf dem Markt schlichtweg keine Versicherungspolice gab, die dieses spezielle regulatorische Risiko abgedeckt hätte. Munich Re und Marsh haben das Versicherungskonzept gemeinsam entwickelt, um diese Lücke zu schließen.

Geht es den Kunden im Allgemeinen eher um ihre eigenen Standorte oder auch um die Risiken bei ihren Zulieferern?

Ty Howe: Kleinere Biotech-Firmen haben keine Wahl und müssen einen Großteil ihrer Lieferkette auslagern. Damit entzieht sich auch ein Großteil des regulatorischen Risikos ihrer Kontrolle. Dabei sind die Risiken der einzelnen Produktionsstätten, die in der Lieferkette eine wichtige Rolle spielen, ganz unterschiedlich gelagert. Bei der großen Transaktion 2015 hat der Kunde sowohl seinen eigenen Hauptstandort als auch wichtige Produktionsstätten von Fremdfirmen versichert, um seine Risiken möglichst gering zu halten. Denn gerade bei Zulieferern ist der Einblick in die vorhandenen Kontrollen naturgemäß eher gering.

Hatte Ihr Kunde ermittelt, welche Kosten bei einer längeren Betriebsstilllegung an seinem eigenen Standort oder einem wichtigen Fremdstandort im schlimmsten Fall auf ihn zukommen könnten?

Ty Howe: Ja, und wir haben darüber hinaus gemeinsam mit unserem Kunden die besonders kritischen Standorte bestimmt, um den Versicherungsschutz zu optimieren.

Wie bedeutend ist dieses Risiko beispielsweise im Vergleich zu einer normalen Betriebsunterbrechung, die von einem Sachschaden ausgelöst wird?

Ty Howe: In den öffentlichen Mitteilungen des Unternehmens wird konkret die sachschadenunabhängige Betriebsunterbrechung (NDBI) als wesentliches Risiko der Lieferkette genannt. Das Risiko der Betriebsunterbrechung infolge eines vorangegangenen Sachschadens wird hingegen nicht erwähnt.

Welche Faktoren waren bei der Entscheidung des Kunden für eine NDBI-Police wichtig?

Ty Howe: Der Deckungsumfang, der Preis und die Höchstentschädigungsleistung waren im Entscheidungsprozess gleichermaßen wichtig. Unser Versicherungsangebot hat in allen Punkten hervorragend abgeschnitten.

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