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Die Gründerjahre – auf dem Weg zur Weltspitze (1880 bis 1914)

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    Mitgründer der Münchener Rück und Vorstandsvorsitzender von 1880 bis 1921
    © Munich Re (MR)
    Carl Thieme (von Thieme seit 1914)
    Mitgründer der Münchener Rück und Vorstandsvorsitzender von 1880 bis 1921

    Als Munich Re 1880 als Münchener Rück gegründet wird, herrscht am Markt bereits ein intensiver Wettbewerb. Allein 1871/72 waren in Deutschland, der Schweiz und Österreich-Ungarn 13 neue Rückversicherer entstanden. Die meisten überlebten nicht lange. Der Generalagent der Thuringia-Versicherung in München, Carl Thieme (ab 1914 von Thieme), ist dennoch vom Potenzial der Rückversicherung überzeugt.

    Thieme sieht in der Branche auch persönlich neue Entwicklungschancen und gewinnt kapitalstarke Investoren für die Idee, eine von Erstversicherern unabhängige Rückversicherungsgesellschaft zu gründen. Dieses Konzept ist keineswegs neu und unumstritten. Thieme setzt es als Mitgründer und Vorstand des jungen Unternehmens jedoch sehr konsequent und erfolgreich um. Unter seiner Leitung entwickelt sich Munich Re bereits im dritten Geschäftsjahr zum führenden deutschen Rückversicherer.

    Die Gründerjahre – auf dem Weg zur Weltspitze (1880 bis 1914)
    © Munich Re
    Das Konzessionsschreiben für die Münchener Rück von 1880
    15. März 1880 – die Konzession ist erteilt
    Am 15. März 1880 erteilt das Königlich Bayerische Staatsministerium des Innern die Konzession zur Gründung einer Rückversicherungsgesellschaft in München. Der offizielle Gründungsakt der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München, findet am 3. April 1880 statt. Zu den Gründern gehören Cramer-Klett, Finck, von Schauss, Pemsel, Schmidt-Polex und Thieme.
    April 1880 – der Start
    Im April 1880 nimmt Carl Thieme mit zunächst vier Mitarbeitern den Geschäftsbetrieb auf. Wenige Wochen später kommt Carl Schreiner als Büroleiter hinzu. Neben Thieme ist er der einzige Angestellte, der bereits in der Versicherungsbranche gearbeitet hat. Das erste Büro von Munich Re besteht aus zwei Räumen in einem Gebäude an der Maffeistraße 1, dem sogenannten Münchner „Börsenbazar“.

    1880 – erste Verträge
    Zwischen Erst- und Rückversicherern besteht damals ein starkes Informationsgefälle – und somit die latente Gefahr, dass schlechte Risiken gezielt auf Rückversicherer übertragen werden. Zudem fokussieren sich die meisten Rückversicherer nur auf wenige Geschäftspartner mit hoher Bonität. Thieme setzt dagegen auf die ausgleichende Wirkung der Menge. Er will die Prämieneinnahmen durch Verträge mit möglichst vielen Zedenten rasch steigern, um das Risiko breit zu streuen. Dieses Kalkül geht auf, zumal Munich Re durch die Vertragsgestaltung einen einseitigen Risikotransfer zu ihren Lasten auszuschließen versucht. Darüber hinaus beteiligt sie ihre Erstversicherungspartner am Gewinn und motiviert diese so zu einer sorgfältigen Risikoprüfung. Der erste Vertrag entsteht mit der Thuringia, es folgen schon im ersten Geschäftsjahr 32 weitere Verträge mit einem Prämienvolumen von insgesamt rund 1 Mio. Mark.

    1880/81 – von Anfang an international
    Internationale Risikostreuung gehört von Beginn an zur Unternehmensstrategie. Erster ausländischer Kunde wird 1880 die Allgemeine Versicherungsgesellschaft Phönix in Wien. Über einen Vertrag mit der Transatlantischen Feuer-Versicherungs-Gesellschaft in Hamburg gelingt indirekt sogar der Einstieg in das USA-Geschäft. Hinzu kommen 1881 Verträge mit der Nadeschda in St. Petersburg, der London and Lancashire Fire Insurance Company und der Assicurazioni Generali in Triest.

    1883 – Rückschläge im Auslandsgeschäft
    Trotz anfänglicher Erfolge gelingt es im ersten Anlauf nicht, sich auf dem britischen und russischen Markt zu etablieren. Die regionale Risikostreuung bleibt zunächst gering und ist auf die ähnlich strukturierten Nachbarländer Österreich-Ungarn und die Schweiz sowie auf Skandinavien begrenzt.

    1886 – erste Außenstellen
    Bereits 1881 werden Vertretungen in Wien und Hamburg eröffnet – die Repräsentanz in der Hansestadt verantwortet auch das Skandinavien-Geschäft. 1886 eröffnet Munich Re eine erste Außenstelle in Paris.

    1887 – Wachstum in Russland
    Ab 1887 baut Munich Re ihr Geschäft mit russischen Transportversicherern aus und schließt mit den Versicherungsgesellschaften Rossija, Russischer Lloyd und Wolga Rückversicherungsverträge für Fluss- und Seetransporte.

    1887/88 – erste Beteiligungen an Erstversicherern
    Bereits 1887 gründet Munich Re gemeinsam mit der in Hamburg ansässigen Feuer-Assecuranz-Compagnie von 1877 eine Erstversicherungsgesellschaft im östlichen Mittelmeerraum, die Hamburg-Munich United. Bedeutender ist die Beteiligung an der russischen Unfallversicherungsgesellschaft Pomoschtsch im Jahr 1888. Thieme und mehrere Mitglieder des Aufsichtsrats erwerben das Aktienpaket persönlich. Faktisch handelt es sich um die erste Kapitalbeteiligung von Munich Re und um ihre erste Beteiligung im Ausland.

    1888 – Börsengang
    Im März 1888 wird die Aktie an der Börse München eingeführt. Die Finanzwelt bescheinigt dem Unternehmen glänzende Aussichten. Die Prämien- und Schadenreserven sind seit der Gründung um das Achtfache gestiegen. Die mit 400 Mark eingezahlte Aktie kann mit einem Kurs von bis zu 710 Mark platziert werden.  

    1888 – erster Lebensrückversicherungsvertrag
    Am 3. Juli wird der erste Lebensrückversicherungsvertrag unterzeichnet. Kunde ist die Russische Gesellschaft zur Versicherung von Capitalien und Renten in St. Petersburg.

    1889 – Gründung der Allianz
    Carl Thieme und Wilhelm Finck (ab 1905 von Finck) beschließen den Aufbau einer eigenständigen Unfall- und Transportversicherungsgesellschaft mit Sitz in Berlin. Gegründet wird die Allianz Versicherungs-AG durch einen notariellen Vertrag vom 17. September von Merck, Finck & Co., der Deutschen Bank und weiteren Gesellschaftern.
    1890 – Außenstelle London
    Zehn Jahre nach ihrer Gründung hat Munich Re in ganz Kontinentaleuropa zahlreiche Geschäftskunden. Auf den beiden führenden Versicherungsmärkten der Welt, in Großbritannien und den USA, ist sie jedoch kaum vertreten. Um dies zu ändern, wird Carl Schreiner, Mitarbeiter der ersten Stunde und ab 1913 Mitglied im Vorstand, mit dem Aufbau einer Außenstelle in London beauftragt. 

    1892 – Markterschließung USA
    Nach dem erfolgreichen Markteintritt in London reist Carl Schreiner im August 1892 das erste Mal über den Atlantik, um den US-Markt für Munich Re zu erschließen. Gegen die hier inzwischen zahlreich auftretenden ausländischen Rückversicherer wird der Vorwurf erhoben, sie würden mit unzureichenden Prämien in den Markt drängen. Mehrere Bundesstaaten führen daraufhin eine Konzessionspflicht ein. Um eine Konzession zu erhalten, muss Munich Re einen Sitz in den USA nachweisen und errichtet 1897 eine Filiale in New York, die als Munich Re-Insurance Company, United States Department firmiert.

    1898 – Entwicklung der Maschinenversicherung
    Munich Re entwickelt die Maschinenversicherung. Die erste „Unfallversicherung für Maschinen“ kann die Allianz zur Jahrhundertwende anbieten, zunächst nur in Bayern. Das Risiko liegt durch eine 100-prozentige Rückdeckung ausschließlich bei Munich Re. Vier Jahre später wird die Maschinenversicherung von mehreren Erstversicherern deutschlandweit vertrieben.  

    1899 – erstmals Deckung von Elementarschäden
    Sturm und Hochwasser gelten noch als unversicherbare Risiken, als die Kölnische Unfallversicherung 1899 erstmals eine Sturmversicherung anbietet. Munich Re beteiligt sich und übernimmt eine Quote von 50 Prozent.  

    1904 – erster Großschaden
    Am 7. Februar 1904 bricht ein Großbrand in Baltimore aus. Munich Re kommt für Schäden in Höhe von umgerechnet rund 4 Mio. Mark auf, ohne dafür auf ihr Eigenkapital zurückgreifen zu müssen. Das US-Geschäft, so heißt es im folgenden Geschäftsbericht, habe seine „Feuerprobe“ damit bestanden.

    1906 – das Erdbeben und Feuer von San Francisco
    Am Morgen des 18. April erschüttert ein Erdbeben der Stärke 8,3 (Richterskala) die US-Metropole San Francisco. Gasleitungen platzen, in der Stadt brennt es vier Tage lang. Mehr als 3.000 Menschen sterben, rund 28.000 Häuser werden zerstört. Erste Schätzungen ergeben einen Gesamtschaden in Höhe von rund 300 Mio. US-Dollar und versicherte Schäden in Höhe von rund 175 Mio. US-Dollar. Munich Re ist daran mit 11 Mio. Mark beteiligt. Um die Dimension des Schadens zu verdeutlichen: Das entspricht über 7 Prozent der Bruttoprämieneinnahme des Geschäftsjahres 1905/06.

    1907 – Entwicklung der Reisegepäckversicherung
    Ein ehemaliger Holzhändler gründet 1907 in Budapest die Europäische Güter- und Reisegepäck-Versicherungs AG. Das Unternehmen bot Reisenden erstmals die Möglichkeit an, Gepäck ohne vorherige Inhaltskontrolle am Schalter zu versichern. Munich Re beteiligt sich an dem später als Europäische Reiseversicherung bekannten Unternehmen zunächst mit einem Sechstel des Aktienkapitals.

    1907 – Deckung von Automobil-Haftpflichtschäden
    Ein weiteres neues Geschäftsfeld ist die Automobil-Haftpflichtversicherung. Eingeführt wurde sie bereits 1899. Damals waren Automobile noch ein seltenes Luxusgut. Als die Zahl der geschäftlich genutzten Fahrzeuge zunimmt, entsteht ein Versicherungsverband, an dem sich Munich Re in geringem Umfang beteiligt.

    1911 – Kauf eines Grundstücks an der Königinstraße
    1910 zählt das Unternehmen am Stammsitz in München bereits 421 Mitarbeiter. Die Räumlichkeiten in der Maffeistraße 1 sind längst zu klein geworden. Viele Angestellte arbeiten in ungeeigneten Räumen, die Büros sind auf mehrere Gebäude verteilt. Daher erwirbt Munich Re im Juni 1911 für 900.000 Mark ein Grundstück an der Königinstraße und beschließt den Bau eines Verwaltungsgebäudes.
    1912 – der Rohbau steht
    Bereits im Juni 1912 feiert Munich Re die Fertigstellung des Rohbaus.
    Bau des heutigen Hauptgebäudes (1912/13)

    1912 – erste Geschäfte in Japan
    Munich Re schließt einen Rückversicherungsvertrag mit der Nippon Fire Insurance Company in Japan.

    1913 – Einzug ins neue Hauptgebäude
    Am 20. März 1913 wird das neue Hauptgebäude von den Architekten Eduard Oswald Bieber und Wilhelm Hollweck einzugsfertig übergeben.

    Verwaltungsgebäude der Münchener Rück in der Königinstraße 107, das heutige Hauptgebäude, in einer Aufnahme von 2011
    1913/14 – unbestrittener Weltmarktführer
    Vor dem Ersten Weltkrieg ist Munich Re unbestrittener Weltmarktführer unter den Rückversicherungsgesellschaften. 1913/14 erzielt sie eine Bruttoprämieneinnahme von 204 Mio. Mark. Zum Vergleich: Die beiden nächstgrößeren Gesellschaften, die Schweizer Rück und die Kölnische Rück, kommen auf 42 bzw. 41 Mio. Mark.