
Waldbrände und extreme Unwetter: Naturkatastrophen in den USA dominieren Schadenbilanz des
1. Halbjahres 2025
29.07.2025
Rückversicherung
properties.trackTitle
properties.trackSubtitle
- Hohe Gesamtschäden von rund 131 Mrd. US$ – leicht unter dem Vorjahreswert, aber deutlich über den langfristigen Durchschnittswerten
- Feuer bei Los Angeles im Januar verursachten den höchsten Waldbrandschaden aller Zeiten
- Sehr hohe Schadenbelastung für Versicherer – fast 80 Mrd. US$, getrieben durch die Waldbrände in den USA
- Versicherte Schäden waren die zweithöchsten eines ersten Halbjahres seit 1980
Der Klimawandel ist ein Fakt und verändert das Leben auf der Erde. Katastrophen wie in Los Angeles sind durch die globale Erwärmung wahrscheinlicher geworden, und sie lehren: Menschen, Behörden und Unternehmen müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Der beste Weg, Schäden so weit wie möglich zu vermeiden, ist Prävention, etwa durch widerstandsfähigere Bauweisen. Vorsorge kann helfen, Versicherungsprämien selbst in Hochrisikogebieten in Grenzen zu halten. Immens wichtig ist auch: In Gebieten mit sehr hohem Risiko sollte kein neues Bauland entstehen.
Die Naturkatastrophen
des 1. Halbjahres 2025 in Zahlen
Weltweit verursachten Naturkatastrophen im 1. Halbjahr 2025 Gesamtschäden von etwa 131 Mrd. US$ (Vorjahr inflationsbereinigt: 155 Mrd. US$), davon waren 80 Mrd. US$ (Vorjahr 64 Mrd. US$) versichert. Die Gesamt- und die versicherten Schäden lagen wesentlich über den Durchschnittswerten der vergangenen zehn und 30 Jahre (inflationsbereinigt: Gesamtschäden 101/79 Mrd. US$, versicherte Schäden 41/26 Mrd. US$). Die versicherten Schäden sind die zweithöchsten eines ersten Halbjahres seit 1980. Nur im Jahr 2011 waren die Schäden im ersten Halbjahr noch höher, damals ausgelöst von dem Erdbeben in Japan mit einem verheerenden Tsunami.
Wetterkatastrophen verursachten 88 % der Gesamtschäden und 98 % der versicherten Schäden, auf Erdbeben entfielen 12 % und 2 %.
Die folgenschwersten Naturkatastrophen
des 1. Halbjahres 2025
Verheerende Brände bei Los Angeles
Die Buschbrände im Großraum von Los Angeles nach langer Trockenheit verursachten die teuerste Naturkatastrophe des ersten Halbjahres – und das im Winter während der sonst üblichen Regenperiode. Der Gesamtschaden wird auf 53 Mrd. US$ geschätzt, etwa 40 Mrd. US$ davon war versichert. Noch nie haben Waldbrände höhere Schäden angerichtet. Die Gesamt- wie auch die versicherten Schäden dieses Ereignisses sind beinahe doppelt so hoch wie die weltweiten Schäden im Jahr 2018, dem bisher teuersten Waldbrandjahr. 29 Menschen kamen ums Leben.
Studien gehen davon aus, dass der Klimawandel das Waldbrandrisiko insgesamt erhöht, da begünstigende Bedingungen für Feuer häufiger werden. Der Zusammenhang bei den Feuern von Los Angeles ist allerdings vielschichtig:
- Üblicherweise beginnt in Südkalifornien ab etwa Oktober die Regenperiode. 2024 fiel die Regensaison weitgehend aus.
- In den Vorjahren wiederum hatte viel Niederschlag die Vegetation gefördert. Die Feuer trafen also nach einer langen Trockenphase im Winter 2024/2025 auf viel und leicht entflammbares Buschwerk.
In Verbindung mit den im Winter in Kalifornien oft starken Winden, den so genannten Santa-Ana-Winden, waren dies ideale Waldbrandbedingungen. Nach Ausbruch der Feuer am 7. Januar wirkten die orkanartigen Stürme wie Flammenwerfer, weil sie die Funken immer weitertrieben und so Gebäude nach Gebäude in Brand setzten.
Chefklimatologe Tobias Grimm erläutert: „Starke Winde sind in Kalifornien in der kalten Jahreszeit üblich. Gleichzeitig verlängert sich tendenziell die Waldbrandsaison, weil in den kühlen Monaten öfter wenig Niederschlag fällt. Also treffen die Brandbeschleuniger Trockenheit und starker Wind häufiger zusammen. Dann braucht es nur noch einen Funken an der falschen Stelle, und die Katastrophe ist da.“
Für die Erforschung von Methoden zur Vermeidung von Schäden unterstützt Munich Re seit vielen Jahren das Institute for Business and Home Safety (IBHS) in den USA. Dort werden auch Bauweisen für Gebäude analysiert, die deren Widerstandsfähigkeit gegen Feuer stärken und ein Überspringen von Haus zu Haus verhindern können.
Der Einfluss des Klimawandels auf Wetterkatastrophen ist von der Forschung vielfach belegt: Bei vielen der beobachteten Wetterkatastrophen geht die Wissenschaft davon aus, dass sie durch den Klimawandel häufiger und heftiger ausfallen. Nach dem Rekordjahr 2024 ist auch das laufende Jahr wieder auf dem Weg, eines der wärmsten Jahre seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen zu werden. Nach Daten der US-Wetterbehörde NOAA lagen die weltweiten Durchschnittstemperaturen zwischen Januar und Juni im Schnitt um rund 1,4°C über denen der vorindustriellen Zeit (1850-1900). Es war damit das zweitwärmste Halbjahr überhaupt.
Viele Todesopfer bei Erdbeben in Myanmar
Ein Erdbeben der Magnitude 7,7 am 28. März in Myanmar war vor allem eine menschliche Katastrophe, schätzungsweise 4.500 Menschen kamen ums Leben. Das Erdbebenzentrum lag nahe der Städte Sagaing und Mandalay mit mehr als einer Million Einwohner. Insgesamt war das Beben mit gesamtwirtschaftlichen Schäden von etwa 12 Mrd. US$ die zweitteuerste Katastrophe des ersten Halbjahres, der versicherte Anteil war sehr klein.
Die Region gilt als stark erdbebengefährdet. Das Beben ereignete sich entlang der Sagaing-Verwerfung, die Myanmar von Norden nach Süden durchzieht. Durch das Beben kam es sogar zu Schäden in der thailändischen Hauptstadt Bangkok, die zirka 1000 km vom Epizentrum entfernt liegt. Ursache der Schäden weit entfernt vom Herd des Bebens ist der tiefe weiche Schwemmlandboden unter Bangkok, in dem sich Bodenbewegungen verstärken und auch länger andauern.
Der regionaler Überblick
Nord- und Südamerika
Europa
In Europa blieben die Schäden trotz zahlreicher Wetterkatastrophen mit rund 5 Mrd. US$ unter den Vorjahreszahlen. Gut die Hälfte davon war versichert. Die teuerste Naturkatastrophe des ersten Halbjahres war eine Gewitterfront mit Hagel in Frankreich, Deutschland und Österreich im Juni. Von Gesamtschäden von 1,2 Mrd. US$ entfielen auf Versicherungen rund 0,8 Mrd. US$.
In der Schweiz ereignete sich im Lötschental im Kanton Wallis am 28. Mai ein schwerer Bergsturz am mehr als 3.300 Meter hohen Kleinen Nesthorn. Eine Mischung aus Millionen Tonnen Schutt und Eis des Birchgletschers donnerte zu Tal. Das zuvor evakuierte Dorf Blatten wurde fast vollständig verschüttet. Die Gesamtschäden werden auf knapp 0,5 Mrd. US$ geschätzt, rund 0,4 Mrd. US$ waren versichert. Wissenschaftler gehen davon aus, dass solche Bergstürze häufiger werden, da durch die Erderwärmung Gletscher schmelzen, Permafrost taut und dadurch Berghänge und Fels instabil werden können.
Asien-Pazifik und Afrika
In der Region Asien-Pazifik war nach dem Erdbeben in Myanmar ein tropischer Wirbelsturm in Australien die folgenschwerste Katastrophe. Zyklon Alfred war zwischenzeitlich ein Wirbelsturm der zweithöchsten Kategorie 4. Der Sturm brachte extreme Niederschläge mit sich, die starke Überschwemmungen in Queensland und New South Wales verursachten. Mehr als eine halbe Million Menschen waren über Tage ohne Strom. Der Gesamtschaden wird auf 3,5 Mrd. US$ geschätzt, davon waren 1,4 Mrd. US$ versichert.
Ungewöhnlich an dem Wirbelsturm war, dass er sich sehr weit nach Süden bewegt hat, also in außertropisches Gebiet auf Höhe Brisbanes. Wissenschaftler gehen davon aus, dass tropische Wirbelstürme durch den Klimawandel künftig häufiger die dichtbesiedelte Region bedrohen könnten.
In Taiwan verursachte am 21. Januar ein Erdbeben der Magnitude 6 in Tainan, dem südlichen Teil des High-Tech-Korridors, einen Gesamtschaden von rund 1,3 Mrd. US$. Von dem versicherten Schaden in Höhe von 0,6 Mrd. US$ entfiel ein großer Teil auf Betriebsunterbrechungs-Deckungen für die Halbleiterindustrie. Die Halbleiterproduktion unter Reinstraum-Bedingungen ist sehr komplex und empfindlich. Wird sie unterbrochen, sind die gerade in Produktion befindlichen Halbleiter nicht verwendbar.
Im Südwesten des Indischen Ozeans verursachten zwei Zyklone in Summe einen Gesamtschaden von 1,5 Mrd. US$. Im Februar traf Zyklon Garance mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h und extremen Regenfällen auf die zu Frankreich gehörende Insel Réunion. Auf einem großen Teil der Insel brachen Strom- und Wasserversorgung zusammen. Gut zwei Wochen später wurden Mosambik und Madagaskar von einem Wirbelsturm getroffen. Insbesondere in Mosambik zerstörte Tropensturm Jude sehr viele meist einfache Wohngebäude und Brücken. Auf Réunion war ein Anteil von rund 0,4 Mrd. US$ versichert, in Mosambik beinahe nichts.
Insgesamt beliefen sich die Schäden in den Regionen Asien-Pazifik und Afrika im ersten Halbjahr auf rund 29 Mrd. US$, etwas weniger als im Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre. Nur rund 5 Mrd. US$ davon waren versichert.
Weitere Informationen
Munich Re ist ein weltweit führender Anbieter von Rückversicherung, Erstversicherung und versicherungsnahen Risikolösungen. Die Unternehmensgruppe besteht aus den Geschäftsfeldern Rückversicherung und ERGO sowie dem Vermögensmanager MEAG. Munich Re ist weltweit und in allen Versicherungssparten aktiv. Das Unternehmen zeichnet sich seit der Gründung im Jahr 1880 durch einzigartiges Risiko-Knowhow und besondere finanzielle Solidität aus. Mit diesen Stärken unterstützt Munich Re die Geschäftsinteressen der Kunden und den technischen Fortschritt. Munich Re entwickelt Deckungen für neuartige Risiken wie Raketenstarts, erneuerbare Energien, Cyberrisiken oder künstliche Intelligenz. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Munich Re einen Versicherungsumsatz von 60,8 Mrd. Euro und ein Konzernergebnis von 5,7 Mrd. Euro. Weltweit beschäftigt Munich Re rund 44.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 31. Dez. 2024).
Disclaimer
Der NatCatSERVICE von Munich Re erhebt für die Analyse von Naturkatastrophen-Schäden Informationen von Behörden, wissenschaftlichen Einrichtungen, Verbänden, der Versicherungswirtschaft und aus Medien sowie anderen öffentlich zugänglichen Quellen. In die Bewertung fließen die eigene umfassende Naturkatastrophen-Expertise sowie Marktdaten zu den weltweiten Versicherungsmärkten ein. Munich Re übernimmt keine Gewähr für die Korrektheit der stichtagsbezogenen Erhebung, die sich zudem jederzeit verändern kann. Diese Informationen dürfen nicht die Grundlage für Entscheidungen ohne vorherige professionelle Beratung und sorgfältige Analyse der Hintergründe sein. Munich Re haftet nicht für Schäden aus Entscheidungen Dritter, die auf Grundlage dieser Informationen getätigt wurden.
Schätzungen von Marktschäden aus ähnlichen Ereignissen eignen sich nicht als alleinige Grundlage für die Schätzung des jeweiligen Munich Re-Anteils, da die Schadenstruktur selbst und die Underwriting-Strategie in den Regionen von Ereignis zu Ereignis verschieden sein können.
Diese Medieninformation enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf derzeitigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung von Munich Re beruhen. Bekannte und unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächliche Entwicklung unserer Gesellschaft, insbesondere die Ergebnisse, die Finanzlage und die Geschäfte, wesentlich von den hier gemachten zukunftsgerichteten Aussagen abweicht. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, diese zukunftsgerichteten Aussagen zu aktualisieren oder sie an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.
Ansprechpartner für die Medien