Naturkatastrophen im 1. Halbjahr 2017: Serie von schweren Gewittern in USA verursacht hohe Schäden
18.07.2017
Rückversicherung
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Eine Serie von schweren Gewittern mit Hagel und Tornados in den USA hat die Naturkatastrophen-Statistik des ersten Halbjahres 2017 dominiert. Insgesamt wurden 6 schwere und großräumige Gewitterausbrüche registriert, die jeweils Milliardenschäden verursachten. Weltweit blieben die Schäden aus Naturkatastrophen von Januar bis Juni dagegen unter dem Durchschnitt.
Im Überblick:
- Die Gesamtschäden betrugen 41 Mrd. US$. Im Vorjahr waren Schäden von 111 Mrd. US$ entstanden, der Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre war 102 Mrd. US$. Die versicherten Schäden lagen bei 19,5 Mrd. US$ (Vorjahr 32 Mrd. US$, Durchschnitt 29 Mrd. US$).
- Rund die Hälfte der Schäden war nicht versichert. Damit war der versicherte Anteil höher als üblich, was an den hohen Gewitterschäden in den USA lag, wo die Versicherungsdichte hoch ist. Im Vorjahr ebenso wie im 10-Jahres-Durchschnitt waren mehr als zwei Drittel der Schäden nicht versichert.
- Die höchsten Schäden verursachten Überschwemmungen in Peru von Februar bis März mit Gesamtschäden von 3,1 Mrd. US$, wovon 380 Mio. US$ versichert waren. Das teuerste Ereignis für die Versicherer war ein schwerer Gewittersturm Anfang Mai in den USA mit einem versicherten Schaden von 1,8 Mrd. US$ und Gesamtschäden von 2,2 Mrd. US$.
- Die Schäden in Europa blieben mit Gesamtschäden von 5 Mrd. US$ (4,4 Mrd. €) und versicherten Schäden von 1,9 Mrd. US$ (1,7 Mrd. €) ebenfalls unter dem Durchschnitt (13,4 bzw. 4,7 Mrd. US$). Im Vorjahr hatte hier eine Serie von Sturzfluten und Fluss-Hochwasser in Deutschland und Frankreich die Schlagzeilen geprägt. In der Region Asien/Pazifik und Australien betrugen die Schäden in der ersten Jahreshälfte 9,2 Mrd. US$, davon waren 2,1 Mrd. US$ versichert.
- Insgesamt wurden bis Ende Juni 350 schadenrelevante Naturkatastrophen in der NatCatSERVICE-Datenbank von Munich Re erfasst, weniger als im Vorjahr (390), aber mehr als im Schnitt der vergangenen 10 Jahre (310).
Die große Zahl schwerer Gewitter in den USA insbesondere im ersten Quartal war vermutlich durch ein natürliches Klimaphänomen mitbeeinflusst. Der tropische Ostpazifik vor der Nordwestküste Südamerikas war außergewöhnlich warm – ein Phänomen, das von peruanischen Behörden „Küsten-El-Niño“ genannt wurde, ohne schon ein voll ausgeprägtes El-Niño-Ereignis zu sein. Zugleich war es weiter westlich kühler als üblich. Dieses Gefälle kann über Fernwirkungen die atmosphärische Zirkulation über den USA verändern, so dass eine große Zahl von Gewitterausbrüchen mit Tornados und großem Hagel wahrscheinlicher wird.
Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek sagte: „Das Beispiel der ungewöhnlichen Häufung von schweren Gewittern in den USA zeigt, wie wichtig für Versicherer tiefer gehendes Wissen über Naturkatastrophen und den Einfluss von Klimaänderungen darauf ist. Dies gilt sowohl für natürliche Klimaänderungen als auch für von Menschen verursachte. Versicherungen helfen nicht nur bei der Bewältigung der Schäden, sondern tragen auch zum Verständnis der Auslöser bei. Das wiederum ist Grundlage für zukunftsorientierte Prävention.“
Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung, sagte: „Die ungewöhnlichen atmosphärischen Bedingungen in den USA im ersten Halbjahr begünstigten speziell die starken so genannten Superzellen-Gewitter, die häufig mit schwerem Hagel und Tornados einhergehen. So war auch die Zahl der beobachteten Tornados im ersten Quartal doppelt so hoch wie im Schnitt der vergangenen 10 Jahre.“
Gewitterstürme in den USA lösten auch drei der fünf teuersten Schadenereignisse des ersten Halbjahres weltweit aus, der Gesamtschaden lag jeweils über 2 Mrd. US$. Insgesamt entstand durch Gewitter in den USA ein Gesamtschaden von 18,5 Mrd. US$, davon waren 13,5 Mrd. US$ versichert.
Tony Kuczinski, President und CEO der Munich Reinsurance America, Inc., sagte: “In der ersten Jahreshälfte haben wir erneut deutlich gesehen, welche Schäden Tornados und Hagelstürme an Wohngebäuden und bei Unternehmen anrichten können, die in direkte und indirekte Belastungen für die Volkswirtschaft münden. Munich Re ist an Forschungsvorhaben beteiligt, die Wohn- und Geschäftsgebäude widerstandsfähiger gegen Unwetter machen sollen. Vorbeugende Maßnahmen können die Vulnerabilität verringern, und Vorbereitung auf Schadenereignisse kann die Resilienz erhöhen. Diese Maßnahmen bewahren Werte und retten Menschenleben.“
Der Küsten-El-Niño gilt auch als eine Ursache für die Naturkatastrophe mit den höchsten Gesamtschäden des ersten Halbjahres, die schweren Überschwemmungen in Peru zwischen Februar und März. Die hohen Meerestemperaturen und damit einhergehenden Verdunstungsraten führten in Peru zu sintflutartigen Regenfällen, die zahlreiche Erdrutsche und Überschwemmungen an Flüssen auslösten. Betroffen waren die Region um die Hauptstadt Lima und auch nördlich gelegene ländliche Regionen. Wegen der geringen Verbreitung von Versicherungen betrug der versicherte Schaden nur gut ein Zehntel der Gesamtschäden – 380 Mio. US$. „Gerade in Schwellenländern könnte eine höhere Versicherungsdichte dazu beitragen, dass finanzielle Folgen von Naturkatastrophen erheblich schneller bewältigt werden“, sagte Vorstandsmitglied Jeworrek.
Zyklon Debbie, der Ende März die Küste von Queensland im Nordosten Australiens traf, war mit Gesamtschäden von 2,7 Mrd. US$ (davon versichert 1,4 Mrd. US$) die zweitteuerste Naturkatastrophe des ersten Halbjahres. Debbie war am 28. März als Sturm der zweithöchsten Kategorie mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 190 km/h (in Böen 260 km/h) in der dünn besiedelten Region bei Airlie Beach an Land gegangen. Zahlreiche Gebäude wurden durch den Sturm und den begleitenden starken Niederschlag beschädigt.
Hermann Pohlchristoph, im Vorstand von Munich Re für Asien/Pazifik zuständig, sagte: „Asien und Australien wurden diesmal gemessen an den Schadenssummen weniger stark von Naturkatastrophen getroffen als sonst. Das Schadenbild durch Debbie in Australien zeigt allerdings die weiterhin hohe Exponierung einzelner Gebiete, der die Industrie mit Verbesserung baulicher Maßnahmen sowie professionellem Versicherungsschutz begegnen muss.“
Weitere Informationen zur Naturkatastrophen-Halbjahresstatistik und Grafiken finden Sie in Topics Online.
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