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Pressemitteilung der MCII

Klimaversicherung auf den Weg nach Kopenhagen gebracht

08.12.2008

Rückversicherung

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    Delegierte des Weltklimagipfel in Posen diskutieren über Versicherungslösungen als Anpassungsstrategie an den globalen Klimawandel.

    Versicherungslösungen für den Klimawandel werden im Rahmen des Weltklimagipfels in Posen diskutiert und weiterentwickelt. Dies stellt einen Meilenstein dar, um Versicherungsmechanismen in die Architektur des Kopenhagener Abkommens zu integrieren, das nächstes Jahr beschlossen werden soll.

    In einer Plenarsitzung am vergangenen Donnerstag erörterten Delegierte die Möglichkeiten, die Versicherungsmechanismen bieten, um die Anpassung der Menschen an den Klimawandel zu erleichtern. Experten der Munich Climate Insurance Initiative (MCII) präsentierten den Verhandlungsführern ein Modell, das die Einrichtung einer Präventions- und einer Versicherungssäule in das entstehende Rahmenabkommen zu Anpassungsmaßnahmen vorsieht. Die Delegierten nahmen den Vorschlag positiv auf und diskutierten ihn eingehend im gemeinsamen Verständnis, dass es dringend notwendig ist, Schadensausgleich für diejenigen sicherzustellen, die von der wachsenden Anzahl von Wetterkatastrophen am stärksten betroffen sind, und den privaten Sektor hier stärker einzubinden.

    Öffentlich-private Klimaversicherungen könnten ein Instrument im Kampf gegen einige der inzwischen unvermeidbaren, meteorologischen Risiken des Klimawandels sein. Prof. Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung der Münchener Rück, weiß dazu: „Entwicklungsländer sind besonders verletzlich gegenüber klimatologischen Extremereignissen. Gleichzeitig haben Entwicklungsländer die geringste Schuld an der erhöhten Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre. Ihnen fehlen auch die finanziellen Ressourcen, sich an den Klimawandel anzupassen.“ Höppe bemerkt weiter: „Sie haben auch kaum die Kapazität, die erhöhten Risiken zu managen und sie wie in Industrieländern auf Kapital- und Finanzmärkte zu übertragen. Deswegen wird es Zeit, dass die internationale Gemeinschaft aktiv wird und die dazu notwendigen Mechanismen schafft.“

    In einer Informationsveranstaltung beim Weltklimagipfel in Posen, Polen, wurde heute herausgestellt, dass Versicherungsmechanismen einen wichtigen Baustein zur Anpassung an den Klimawandel darstellen. Versicherungslösungen für Klimarisiken können die finanziellen Folgen der steigenden Anzahl von Naturkatastrophen mildern. Deswegen fordern die Experten den Aufbau eines international gestützten Versicherungselements, um arme Länder in der Bewältigung von wetterbedingten Risiken zu unterstützen. Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch, betont hierzu: „Wenn es einen Versicherungsmechanismus in einem Post-2012-Abkommen geben soll, muss besonders die Rolle von Risikoteilung zwischen Betroffenen und Emittenten sowie von Risikobündelung und -transfer gestärkt werden.“ Er fügt hinzu: „Außerdem muss ein solcher Mechanismus immer auf die Regionen mit der größten Verletzlichkeit gegenüber dem Klimawandel zielen.“

    Ein Vorschlag zu Versicherung und Anpassung

    MCII stellte den Delegierten ein Risikomanagement-Modul zur Förderung der Anpassung an den Klimawandel vor, das auf zwei Säulen basiert, auf Prävention und Versicherung. Die Präventionssäule hat die Reduktion von menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten zum Ziel. Dabei werden Prozesse initiiert und Anreize gesetzt, um zum einen die Anfälligkeit zu vermindern, andererseits aber auch, um Menschen die Möglichkeit zu geben, sich an die veränderte Risikosituation anzupassen. Die Versicherungssäule hat zwei Ebenen. Die erste Ebene besteht aus einem Climate Insurance Pool, der einen vorher festgelegten Anteil von Großschadenereignissen in verletzlichen (Entwicklungs-) Ländern deckt. Die jährlichen Kosten von 3,2 bis 5 Milliarden US-Dollar, die für die Prämien des Pools benötigt werden, würden zum größten Teil von den Industrieländern durch den Anpassungsfonds geleistet. Die zweite Ebene der Versicherungssäule, die Climate Insurance Assistance Facility, würde gezielt Öffentlich-private Partnerschaften und private Klimaversicherungen fördern, um auch geringere Schadensereignisse – etwa 50 Jahresereignisse – abdecken zu können. Dabei steht u. a. der Aufbau von lokalen Institutionen im Vordergrund, die Kapazitäten vor Ort schaffen. Die Kosten der zweiten Ebene werden mit 3 Milliarden US-Dollar angegeben, die Gesamtkosten des Vorschlags auf ca. 10 Milliarden pro Jahr.

    Die Stärke des Vorschlags ist, dass er den Bedürfnissen vieler Akteure gerecht wird. Einerseits steht er nicht im Widerspruch zu den UNFCCC-Prinzipien zur Finanzierung und Vergabe von Mitteln, andererseits unterstützt er direkt die Verletzlichsten und bezieht auch die Privatwirtschaft mit ein.

    Joanne Linnerooth-Bayer vom IIASA sagt hierzu: „Das Ersetzen von humanitärer Hilfe nach einer Katastrophe durch eine von außerhalb unterstützte Versicherung kann eine Win-win-Situation für alle werden. Allerdings“, merkt die Wissenschaftlerin an, „können Marktkräfte allein den am meisten Betroffenen nicht genügend Sicherheit bieten. Prävention und Versicherung zu verbinden ist essenziell, damit die Anreize zur Anpassung richtig gesetzt werden.“

    Der Vorschlag, der bei der COP 14 von der MCII eingebracht wurde, betont zugleich Gerechtigkeit und Marktmechanismen. Thomas Loster, Geschäftsführer der Münchener Rück Stiftung, ergänzt: „Der Klimawandel zeigt weltweit seine starke Wirkung, weswegen Anpassung und Versicherung immer mehr in den Fokus der Diskussionen rücken. Gleichzeitig können Versicherungslösungen, etwa Mikroversicherungen oder indexbasierte Ernteversicherungen, verhindern, dass die betroffenen Personen nach einem Schadensereignis tiefer in die Armut absinken.“ Die Experten raten zu einer Kombination von adäquaten Versicherungsangeboten und internationaler Solidarität, um den am schwersten durch den Klimawandel Betroffenen zu helfen.

    Die entscheidende Frage ist, was für das zu verhandelnde Ergebnis in Kopenhagen getan werden muss.

    MCII fordert die Verhandlungsteilnehmer dazu auf, drei Schritte zu unternehmen, um das Thema Versicherungen fest in dem Kopenhagener Abkommen zu verankern: Erstens sollte der Klimagipfel, um Versicherungslösungen voranzubringen, über einen Risiko-Management-Mechanismus entscheiden, und klären, wie dieser operationalisiert werden kann. Zweitens sollen sich die Verhandlungsteilnehmer einigen, wie die notwendigen Kapitalströme innerhalb der Finanzarchitektur der Kopenhagener Vereinbarung für die Säulen Prävention und Versicherung generiert werden können. Die vorgeschlagenen Präventions- und Versicherungssäulen arbeiten Hand in Hand, um Anpassung und eine Minderung der Verletzlichkeit zu unterstützen.

    Zuletzt muss die COP eine ausführende Institution bestimmen und den detaillierten Aufbau der beiden Säulen nach dem Grundsatzbeschluss 2009 zügig ausarbeiten. Da sowohl Häufigkeit als auch Intensität wetterbedingter Naturkatastrophen zunehmen, gibt es den dringenden Bedarf, neue Wege zu gehen, die entstehenden Risiken zu managen: Versicherungs- und Risikotransferlösungen im Rahmen einer Klimaversicherung bilden hierfür einen wichtigen Baustein. Deswegen, glauben die Experten von MCII, sollte das Thema Teil eines breiteren Ansatzes zur Anpassung an den Klimawandel in einem Post-2012-Abkommen sein.

    Während der Plenarsitzung trug der Vertreter Malawis vor: „Versicherungen können in Entwicklungsländern funktionieren – das haben wir u. a. mit unserem Mikroversicherungs-programm in Malawi bewiesen. Aber wir brauchen Unterstützung von anderen Ländern und der internationalen Gemeinschaft, um sicherzugehen, dass uns ausreichend Daten für unsere indexbasierte Versicherung zur Verfügung stehen. Mit einer derartigen Zusammenarbeit und Unterstützung sind wir uns sicher, dass Versicherungen ein wirksamer Teil in einer Anpassungsstrategie sein können“.

    Über die Munich Climate Insurance Initiative (MCII):

    Gegründet wurde die Munich Climate Insurance Initiative (MCII) als Reaktion auf die wachsende Erkenntnis, dass versicherungsbezogene Lösungen eine Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel spielen können – wie auch in der Klimarahmenkonvention und im Kioto-Protokoll vorgesehen ist. Die Initiative bringt Versicherer, Experten für Klimawandel und Anpassung, Nicht-Regierungsorganisationen und Akademiker, die Lösungen zu den klimabedingten Risiken erarbeiten wollen, zusammen. MCII bietet somit ein Forum für versicherungsbezogene Expertise in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels.

    MCII wurde von Vertretern und Vertreterinnen von Germanwatch, IIASA, der Münchener Rück, der Münchener Rück Stiftung, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Europäischen Klima Forum, TERI, dem Tyndall Centre, der United Nations University Institute für Umwelt und menschliche Sicherheit (UNU-EHS), der Weltbank und unabhängigen Experten ins Leben gerufen. Die Gruppe steht neuen Mitgliedern offen, etwa Vertretern anderer Versicherungen oder Rückversicherungen, Klimawandel- und Anpassungsexperten, Nicht-Regierungsorganisationen und politischen Forschungs-einrichtungen, die eine Lösung für die vom Klimawandel verursachten Risiken suchen.