
Überschwemmungen, Sturmfluten und Sturzfluten
Unterschätzte Naturgefahren
Siedlungsdichte bestimmt das Schadensrisiko
Hochwasserschäden von 1980-2019: Nur knapp 12% waren versichert
Gesamtschäden: 1.092 Mrd. US$
Rund 40% aller schadenrelevanter Naturkatastrophen seit 1980 sind auf Hochwasser zurückzuführen, die Schäden betrugen über eine Billion US-Dollar. Der Anteil der versicherten Schäden bei Überschwemmungen ist allerdings gering: Nur knapp 12% der weltweiten Schäden waren versichert.
Gründe dafür sind zum einen das in manchen Regionen eingeschränkte Angebot von Versicherungsdeckungen, aber auch die fehlenden Nachfrage – selbst in bekannt überschwemmungsgefährdeten Gebieten.
Ein Großteil der Schäden entsteht zudem an öffentlicher Infrastruktur wie Straßen, Bahnlinien, Deichen, Gewässerbetten und Brücken, die meist nicht versichert sind.
Klimawandel verschärft Risikolage
Überschwemmungen und Erdrutsche verursachten in Thailand 2011 die höchsten Schäden aller Zeiten durch ein Hochwasser
Ansteigende Temperaturen in der Atmosphäre und der Meeresoberflächen beeinflussen auch Niederschlagsmuster. Da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, steigen die Potenziale für Starkniederschläge. Zahlreiche vom Weltklimarat IPCC analysierte wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass es künftig in vielen Regionen zu mehr extremen Sturzfluten und Flussüberschwemmungen kommen dürfte.
Gleichzeitig gilt Hochwasser als die Naturgefahr, bei der Schutzmaßnahmen wirken. In Europa zum Beispiel sind die um Wertezuwächse bereinigten Gesamtschäden tendenziell bereits gesunken, obwohl es immer wieder zu schweren Überschwemmungen wie zum Beispiel 2002 und 2013 kam. Auch in Nordamerika und China gibt es Hinweise, dass Schutzmaßnahmen zu einem Rückgang der bereinigten Schäden geführt haben.
Vorbeugende Maßnahmen



Überschwemmungen aus Versicherungssicht
Flussüberschwemmungen
Flussüberschwemmungen bauen sich in der Regel allmählich auf – manchmal jedoch in sehr kurzer Zeit. Sie dauern mehrere Tage bis hin zu Wochen. Die überflutete Fläche hängt unter anderem von der Topografie der Flusslandschaft ab und kann die Dimension von mehreren 1000 km2 erreichen, wenn das Flusstal flach und breit ist. In engen Tälern beschränkt sich die Überschwemmungsfläche auf ein relativ schmales Band entlang des Flusses.
Für Versicherungsdeckungen ist daher eine genaue Risikobewertung entlang präziser Hochwasserzonierungen nötig. Die Kombination aus Präventionsmaßnahmen und Versicherung kann die finanzielle Belastung insgesamt gering halten.
Ursache | gefährdete Bereiche | Schadenfaktoren | Schäden | Schadenvorsorge |
---|---|---|---|---|
andauernder, großräumiger Niederschlag, (evtl. Schnee- schmelze, Wirbelstürme) | alle Regionen in Flussnähe | - lange Wasserwirkung - Kontamination des Wassers (z. B. durch Öl) | - hohes Schaden- potenzial (Kumul-schäden) | - Vorwarnung - technischer Hochwasser- schutz - temporärer Objektschutz - Umlagerung mobiler Gegenstände - Evakuierung - Landnutzung |
Sturmfluten
Allerdings sorgten Investitionen in stark verbesserte Schutzmaßnahmen und insbesondere die Weiterentwicklung der Vorhersage- und Warnmöglichkeiten in den vergangenen Jahren dafür, dass Sturmflutkatastrophen weniger schlimm ausgefallen sind.
Ursache | gefährdete Bereiche | Schadenfaktoren | Schäden | Schadenvorsorge |
---|---|---|---|---|
Hoher Wasserstand durch Windstau, hohe Wellen | Küstengebiete | - Salzwasser - Wellenkräfte - Überschwemmung | - Hohe Einzelschäden | - Vorwarnung - Deiche - Evakuierung - Landnutzung |
Sturzfluten
Sturzfluten treten auf, wenn der Boden kurzzeitige, intensive Niederschläge nicht mehr aufnehmen kann. Sie entstehen meist in Verbindung mit Gewittern. In abschüssigem Gelände kann das eine schwallartig ansteigende Hochwasserwelle auslösen, die schnell auch Gebiete außerhalb der Unwetterzone erreicht. In ebenem Gelände staut oder sammelt sich das Wasser dagegen in tiefer gelegenen Geländemulden, Kellern oder Tiefgaragen. Kritisch sind mechanische Kräfte, die mit den hohen Fließgeschwindigkeiten verbunden sind, sowie das Erosionspotenzial: Beides kann Gebäude zum Einsturz bringen und erhöht die Schäden enorm.
Was oft unterschätzt wird: Sturzfluten können praktisch überall auftreten, auch weit abseits von fließenden Gewässern. Sie vorherzusagen ist nahezu unmöglich. Damit sind kurzfristige Maßnahmen zur Schadenreduktion so gut wie ausgeschlossen. Der mittlere jährliche Gesamtschaden aus der Vielzahl der Sturzflutereignisse liegt in einer ähnlichen Größenordnung wie der Schaden aus den seltenen, spektakulären „Jahrhundertereignissen“ an großen Flüssen.
Ursache | gefährdete Bereiche | Schadenfaktoren | Schäden | Schadenvorsorge |
---|---|---|---|---|
meist lokaler/regionaler Starkregen (Gewitter) | praktisch jeder Ort, auch fernab von Gewässern | - mechanische Wirkung des schnell fließenden Wassers - u. U. viel Sediment - Erosion | - hohe Frequenz (aber nicht am selben Ort) - relativ lokal | - ausreichende Drainagesysteme - angepasste Bauweise |
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