Hagel, Tornados, Sturzfluten
Risiken durch Schwergewitter nehmen zu
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~1.000 Mrd. US$
Schäden durch Schwergewitter weltweit 1980-2024
(inflationsbereinigt, davon >70% in den USA)
In den USA sind schwere Gewitter neben Hurrikanen das wichtigste Unwetterrisiko für die Versicherungswirtschaft. Ein Tornado oder ein gewaltiger Hagelsturm, der das Zentrum einer Großstadt trifft, kann einen extrem hohen Einzelverlust verursachen. Im Schnitt erreichten die Gesamtschäden zuletzt eine substanzielle zweistellige Milliardensumme pro Jahr.
Alleine im Jahr 2024 verursachten Schwergewitter in den USA Schäden in Höhe von 57 Mrd. US$, wovon mehr als zwei Drittel versichert waren. Das bedeutet: Vermeintlich kleinere, regional begrenzte Ereignisse wie Gewitter verursachten zusammengefasst einen Schaden wie 2024 Hurrikan Helene, die teuerste Naturkatastrophe weltweit des Jahres.
Begünstigt werden Gewitter in den USA durch die Geografie: Östlich der Rocky Mountains können Kaltfronten ungehindert nach Süden ziehen, da keine Gebirgszüge als Barrieren wirken. Beim Zusammentreffen mit feuchtwarmer Luft sind häufige und schwere Gewitterausbrüche die Folge, sehr oft mit vielen Tornados und Hagel.
Auch in Europa nehmen die Schäden durch schwere Gewitter tendenziell zu. 2023 erreichten die Schäden aus Schwergewittern in europäischen Ländern den Rekordwert von 16 Mrd. US$ (inflationsbereinigt), davon waren 12 Mrd. US$ versichert. Insbesondere Gewitterstürme im Alpenraum und am Mittelmeer trugen dazu bei. In Norditalien wurden bei einem schweren Gewitter bis zu 19 cm großen Hagelkörnern entdeckt, die Schäden waren enorm.
Sturzfluten, Erdrutsche und Überschwemmungen – Die Folgen von Schwergewittern
Schwere Gewitter können praktisch überall auftreten. Und genau hier liegt die Herausforderung: Denn wo sie sich entladen, ist schwer und allenfalls kurzfristig vorhersagbar. Allerdings lassen sich Gebiete identifizieren, die eine besonders hohe Gewitter- und damit auch Schadenwahrscheinlichkeit aufweisen. In diesen Regionen liegen die Schadenpotenziale oft in Milliardenhöhe.
Gebäude und Infrastruktur sind gerade bei schweren Hagelereignissen sehr schadenanfällig. Photovoltaikanlagen, Gebäudedämmung sowie Außenjalousien tragen zu den steigenden Schäden bei, weshalb Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden unbedingt nötig sind. Schon ab einer Hagelgröße von 8 cm besteht für Menschen Lebensgefahr.
Starkniederschläge als Folge von schweren Gewittern können ebenfalls zu extremen Schäden führen. Wie schnell, wo und in welchem Ausmaß Starkniederschläge zu Sturzfluten und Überschwemmungen führen, hängt vom Einzugsgebiet ab. Faktoren wie steiles Gelände oder geringes Wasserspeichervermögen durch befestigte und bebaute Flächen erhöhen das Risiko von Sturzfluten nach starken Niederschlägen.
Sind nach wiederholten Niederschlägen die Böden durchnässt, können an Hängen zudem Erdrutsche auftreten. Wenn mitgerissenes Treibgut Durchlässe verstopft, staut sich das Wasser vor dem Hindernis – gibt es nach, entsteht eine zerstörerische Flutwelle.
Tornados – Schadentreiber in den USA

Tornados sind die Windsysteme mit den höchsten Windgeschwindigkeiten, die Schneisen der Zerstörung hinterlassen. Sie entstehen bei sehr starken Gewitterzellen.
Am Rand eines Tornadorüssels kann die Windgeschwindigkeit bis an 500 km/h heranreichen. Die Breite des Rüssels liegt durchschnittlich bei rund 100 Metern, die mittlere Zuglänge bei einigen Kilometern. Allerdings wurden auch mehr als 1.000 m breite Tornados beobachtet, die bis zu 300 km über Land zogen. Weltweit entstehen diese Stürme vor allem in den klimatisch gemäßigten Regionen wie den USA, aber in geringerer Anzahl auch in Mitteleuropa, Teilen Südamerikas und Südasiens, Ost- und Südwest-Australien und im Süden Afrikas.
Tornados sind so gefährlich, weil sie sich binnen Minuten aufbauen und durch ihre extremen Windgeschwindigkeiten lokal zerstörerischer sein können als ein Hurrikan. Im Mittleren Westen der USA häufen sich solche Stürme entlang der berüchtigten Tornado Alley, die sich in etwa parallel zu den Rocky Mountains von South Dakota und Iowa im Norden bis nach Texas im Süden erstreckt.
Schwere Gewitter und der Klimawandel
Durch zunehmend schwere Gewitter erhöht sich das Schadenpotenzial zusätzlich, das ohnehin wegen wachsender Werte und Reparaturkosten zunimmt.
Laut Forschungsergebnissen gibt es in den USA zwar keine Häufung von Tagen, an denen besonders schwere Gewitter mit Hagel und Tornados wahrscheinlich sind. Allerdings zeigt sich ein Trend, dass bei Tornadoausbrüche Serien von sehr vielen Stürmen häufiger werden. Das Schadenrisiko steigt.
Studien auf Basis von Klimamodellen kommen zu dem Schluss, dass der Anstieg der Feuchte in der Atmosphäre der Treiber ist. Auslöser dafür sind wiederum höhere Meerestemperaturen und stärkere Verdunstung – ein Effekt des Klimawandels. Ob der Klimawandel auch zu mehr oder stärkeren Hagelschlägen in den USA führt, wird in der Forschung noch diskutiert. Generell ist davon auszugehen, dass mit schwereren Gewittern auch die Wahrscheinlichkeit von großen Hagelkörnern zunimmt. Allerdings geht in der Atmosphäre auch der Schmelzpunkt weiter in die Höhe, was die Hagelkörner wiederum verkleinert.
Auch in Europa hat die Intensität von Gewittern in bestimmten Regionen in den vergangenen Jahren zugenommen. Hier sind vor allem Hagelschläge die Schadentreiber. Einer von Munich Re unterstützten Studie zufolge hat die Wahrscheinlichkeit von schweren Hagelstürmen in vielen Regionen in den vergangenen Jahrzehnten schon deutlich zugenommen – und der Trend zu mehr schweren Hagelschlägen wird anhalten. Selbst bei einem moderaten Klimaszenario dürften schwere Hagelstürme bis Ende des Jahrhunderts beinahe in ganz Europa um 30 bis 40% zunehmen. In Norditalien, den Balkanländern und entlang der französischen und spanischen Mittelmeerküste könnte die Zunahme noch deutlich stärker ausfallen.
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